02.06. 2019 Stille und Präsenz
Die Heiligkeit des Seins
"Die Natur kann dich zur Stille geleiten. Das ist ihr Geschenk an dich." Eckhart Tolle
Gestern Abend las ich im Buch "Stille spricht" von Eckhart Tolle das Kapitel "Die Natur". Heute Morgen bin ich auf dem Feensteig unterwegs und erinnere mich an die Begegnung mit dem kleinen Specht. Diese Begegnung hatte etwas Heiliges. Ich las und verstehe, was ich seit vergangenem Jahr noch bewusster auf dem Feensteig, in meiner Verbindung mit dem Wald und der Natur, erlebe.
Tolle schreibt, dass unser physisches Überleben von der Natur abhängt und sie uns auch den Weg nach Hause zeigen kann, den Weg aus dem Gefängnis unseres Denkens heraus. Das fühle ich ebenfalls. Wir können etwas sehr Wertvolles von den Bäumen, Tieren und Steinen lernen. Etwas, dass wir alle vergessen haben - einfach nur zu sein - in Stille - da sein - im Hier & Jetzt. Dort ist die Lebendigkeit. Sobald wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas Natürliches lenken, treten wir aus dem begrifflichen Denken heraus und haben bis zu einem gewissen Grad Anteil am Zustand der Verbundenheit mit dem Sein. Das schreibt Tolle in seinem Buch und genau dies nehme ich wahr. In dem Moment, wo ich dem kleinen Buntspecht meine ganze Aufmerksamkeit geschenkt habe, da gab es nur diesen Augenblick - nur das Sein. Das ist es, was geschieht, wenn ich präsent bin. Ich verweile im Jetzt und in diesem Jetzt öffnet sich eine Dimension die weiter und tiefer ist als mein Denken.
In diesem Augenblick habe ich etwas vom Wesen der Natur, vom Wesen dieses kleinen Vogels wahrgenommen. Es war eine Stille in und zwischen uns. In diesem Moment war Frieden und Ruhe in mir.
Das Gleiche geschieht beim Anblick eines Baumes oder einer Blume. In der Betrachtung nur einer Blüte mit ganzer Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt offenbart sich die Vollkommenheit und Liebe der ganzen Welt. Der Wald in seiner wilden Natürlichkeit bringt uns wieder in unsere innere Heimat - in die Stille - die Liebe und den Frieden.
Indem ich diese Schönheit sehe, höre und rieche, bin ich verbunden mit dem Leben selbst. Ich selbst schenke ihr durch mein Sein noch mehr bewusste Schönheit. Durch dieses Wechselspiel wird der Weg ein Weg der Liebe und Schönheit und von Tag zu Tag schöner – das glaube ich aus ganzem Herzen.
Vielleicht besteht meine Lebensaufgabe darin diesen Weg zu gehen und ihn immer wieder in seiner Schönheit zu erleben und andere Menschen daran durch Worte und Bilder teilhaben zu lassen - damit auch sie ihren Weg finden - ihren Weg nach Hause.
Ich fühle mich hier auf dem Feensteig angekommen - und gleichzeitig wird es immer weiter - immer tiefer und immer höher – mein SEIN. Es ist nur ein Vorgeschmack von dem, was ich noch erlebe - verbunden im Sein - in der allgegenwärtigen Liebe - im Hier und Jetzt.
Wir alle sind Teil der Natur in der Natur. Indem wir die Heiligkeit, die Schönheit, die Stille und Würde erkennen, in der ein Baum, eine Blüte, ein Vogel existieren, geben wir diesen etwas zurück. Durch unsere Erkenntnis, unsere Bewusstheit kommt auch die Natur zur Selbsterkenntnis. Sie erfährt dadurch ihre eigene Schönheit und Heiligkeit. Das fühle ich genauso wie es Eckhardt Tolle zum Ausdruck bringt.
Je mehr ich die Schönheit des Weges, des Feensteiges wahrnehme, desto schöner offenbart er sich mir mit seinem wahren Wesen und seiner Schönheit.
Katrin