02. 11. 2019 Sonne und Mond
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 04 Nov., 2019
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Im Rhythmus sein
Am frühen Nachmittag laufe ich zum Feensteig. Ich nehme den Weg durch den Park am Schloss Goldacker. Ich schaue auf die Bäume, die hier stehen. Die alte knorrige Buche mit ihrem dicken Stamm und den verzweigten Ästen zieht meinen Blick auf sich. Was hat sie wohl alles schon erlebt? Welche Geschichten könnte sie uns erzählen? Es ist ein Baum, der zum Klettern einlädt. Ob Jonas hier in die Spitze geklettert ist, frage ich mich.
Ich laufe an der Spielscheune den Weg zum Wald entlang. In der Nähe des Parkplatzes liegt eine silberne Scheibe und leuchtet in der Sonne. Sie sieht aus wie der silberne Mond. Ich erinnere mich an das Seminar vom Donnerstag. Mond - das ist das weibliche Prinzip. Wenige Schritte später spiegelt sich die Sonne auf dem Kopfsteinpflaster und leuchtet silbern. Ein weiteres Mal begegnet mir diese silberne Spiegelung. Im Kiefernwäldchen liegen zwei Ahornblätter eng aufeinander. Das eine leuchtet gelbgold wie die Sonne, das andere zeigt seine Rückseite und schillert silbrig.
Sonne und Mond zwei Aspekte des Lebens. Die Sonne stand in den alten Kulturen für das männliche Prinzip, der Mond für das weiblichen. Jahrtausende lang lebten die Menschen in diesem Rhythmus der Natur. 13 Monde hat ein Sonnenjahr. Hier sind beide Aspekte vereint. In den alten Kulturen wurde diesem Rhythmus Beachtung geschenkt. Die Jahreskreisfeste orientierten sich am natürlichen Rhythmus. Es gab vier Sonnenfeste. Der kürzeste Tag im Dezember, die Tag- und Nachtgleichen im März und September und der längste Tag im Juni, diese besonderen vom Universum vorgegebenen Zeiten wurden gefeiert. Steinkreise und andere Bauwerke erinnern noch heute an vergangene Rituale. Das Sonnenobservatorium in Goseck, die Himmelsscheibe von Nebra ... – das sind alles Zeitzeugnisse unserer Vorfahren, die hier in Deutschland im Einklang mit der Natur lebten.
Unsere christlich geprägten Feste spiegeln sich in diesem alten Wissen wider, sind jedoch etwas in der Zeit verrückt. Statt am 21. Dezember feiern wir heute den 24. Dezember.
Im keltischen Jahreskreis gibt es vier weitere Feste, die vom Mond bestimmt sind: Samhain, Imbolc, Bel-tain und Lugh-nasad.
In alten Zeiten lebten die Menschen im natürlichen Rhythmus der Natur und gestalteten so ihren Jahreskreises, den sie feierten.
Seit einem Jahr lebe ich zunehmend wieder im Rhythmus des Natürlichen und nehme die Natur und deren Zeichen achtsam wahr. Ich spüre mehr und mehr die Ruhe und Kraft, die ich dadurch entfalte.
Als ich nach Hause komme, liegt ein gelbes Paket vor meiner Tür. Den Namen des Absenders kenne ich nicht. Ich öffne das Paket und bin sehr erstaunt was ich vorfinde: Das erste Wintertagebuch Feensteig im Hier & Jetzt ist zurück. Welche Linie ist es wohl? Ich bin gespannt.
Lauschen – Das Buch Lauschen ist wieder zu Hause. Dieses Buch ist durch meine Mutti, meine weibliche Ahnenlinie in die Welt gegeben worden. Was mache ich jetzt damit?
Gebe
ich es dem ersten Menschen, der mir morgen begegnet?
Gebe
ich es einer Person, die am 11. Mai zur Feensteig-Geburtstagsfeier war?
Schicke
ich es an einen Freund?
Ich frage Britt, um dem nachzuspüren. Das Buch ist nicht vollgeschrieben. Es sind noch leere Seiten vorhanden. Britt fragt mich, wie viele es sind. Ich zähle ... eins zwei ... achtundzwanzig. Es sind 28 leere Seiten, soviel wie eine Mondphase.
Jetzt weiß ich was ich mache. Dieses Buch bleibt hier zu Hause bei mir. Ich lausche an 28 Tagen was mir der universelle geist auf dem Feensteig zuflüstert unter dem Aspekt Weiblichkeit. Ich gebe meiner Weiblichkeit wieder mehr Raum.
Julia schreibt mir ein paar Gedanken zum Thema Lauschen:
„Lauschen auf die kleinen Dinge, die unscheinbaren, die Menschen, die uns umgeben, in Situationen, in Erlebtes, in Träume, Bedürfnisse, Wünsche, in uns und unser Herz. Lauschen nach der Liebe und dem Vertrauen in uns. Und feststellen: es ist um uns und ist in uns.“
Am Nachmittag fahre ich mit meinem Auto von Schönstedt nach Weberstedt. Ein neues Lied von Udo Lindenberg erklingt im Radio. Ich schaue „zufällig“ in den Rückspiegel und erblicke einen Regenbogen wie ich ihn noch nie gesehen habe, kräftig leuchtend, breit und doppelt.
Dieser Regenbogen ist für mich ein Zeichen dafür, dass ich neue Türen in mir öffne, um tiefer, höher und weiter in den Raum zwischen den Welten zu gehen.
Ich
zeige dieses Foto Johanna. Sie sagt: „Hast du das Gold gefunden?“ Das Gold liegt
am Anfang des Regenbogens, so eine Sage. Vielleicht ist es das, was wir wieder
finden sollen, die goldenen Momente am Anfang des Regenbogens, dort wo
Vertrauen und Liebe ewig ist.

Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.