11. 09. 2019 Erkenntnis
Die Welt ist rund

Seit 14 Tagen bin ich unterwegs, bin auf Reisen und sehe neue Welten. Im Äußeren reise ich mit dem Schiff von Europa nach Amerika. Im Inneren reise ich jeden Tag ein Stück zu mir selbst, nutze meine inneren Bilder vom Feensteig, um in die Kraft und Ruhe des Weges einzutauchen.
Heute sind wir in Halifax. Es ist der 11.09. ein Tag, an dem sich viele Menschen an die Ereignisse des 11.09.2001 erinnern. Gerade hier in Nordamerika ist dieser Tag präsent.
Doch heute begegnen mir in Halifax noch andere Ereignisse, die mich innehalten lassen.
Die Welt ist rund – auch hier in Halifax schließt sich ein Kreis. Wir laufen zu Fuß in die Stadt. Es ist bewölkt und für den Nachmittag ist etwas Regen angesagt. Dann schauen wir uns das Maritime Museum an. Doch plötzlich fängt es leicht mit regnen an. Ich sage zu Wolfram: „Lass uns gleich ins Museum gehen, mal sehen wo es ist.“ In diesem Moment fällt mir das Schild auf. Wir stehen schon direkt davor. Das maritime Museum ist sehr interessant. Es birgt unter anderem auch Relikte der Titanic.
Am 15. April 1912 versank die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt ca. 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland nach einer Kollision mit einem Eisberg. 1514 Menschen starben im Nordatlantik. Eine Summe unglücklicher Umstände und menschlichen Versagens führte zu dieser Tragödie. Im Museum ist ein originaler Liegestuhl ausgestellt und ein Stück des Treppengeländers. Das Schicksal eines Arztes bewegt mich sehr. Er hatte gerade seinen Abschluss in Europa gemacht und war auf dem Weg nach Hause, den Doktortitel in der Tasche. Eigentlich wollte er ein anderes Schiff nehmen, doch die Familie spendierte ihm die Fahrt mit der Titanic. So ähnlich habe ich es gelesen. Eine Schwarz-weiß-Aufnahme von ihm hängt an der Wand. Mich berührt das Schicksal dieses Mannes. Tränen laufen über mein Gesicht. Viele Menschen haben ihr Leben bei dieser Tragödie gelassen. Die Menschen dachten damals, sie könnten mit ihrer modernen Technik die Natur beherrschen und haben zu wenige Rettungsboote mitgeführt. Die Leichen des Unglücks, die geborgen wurden, liegen zur letzten Ruhe auf dem Friedhof in Halifax. Ein Stück der Titanic ist greifbar für mich. Ein Relikt oder eine kleine Nachbildung eines Holzpfostens lädt ein, diese Titanic anzufassen. Ich lege meine Hand auf das Holz und schwinge mich für einen Moment in die Energie ein. In meinen Gedanken segne ich all die verstorbenen Menschen und wünsche ihnen Ruhe und Frieden in der Allmacht der Liebe Gottes. Möge uns diese Tragödie daran erinnern, dass wir sehr achtsam im Einklang mit der Natur leben.
Eine
weitere Katastrophe menschlichen Versagens ist mit Halifax verbunden. Am
06.12.1917 kollidierte der französische Munitionsfrachter Mont Blanc mit dem
norwegischen Schiff Imo. Die Mont Blanc geriet in Brand und explodierte. 1946
Personen wurden getötet und über 7000 Menschen verletzt. Die Druckwelle löste
eine Flutwelle aus und entwurzelte Bäume. Dieser Unfall gilt weltweit als die
größte von Menschen verursachte Explosion. Am Hafen waren Fotos
der Menschen zu sehen, die durch ihren heldenhaften Einsatz noch Schlimmeres
verhinderten und dabei selbst ihr Leben ließen, um andere Leben zu retten.
Diese
ganze Katastrophe wäre jedoch nie passiert, wenn Frieden in der Welt geherrscht
hätte.
Die sternförmige Zitadelle in Halifax zeugt noch heute davon, dass Krieg und internationale Konflikte, Halifax zu Wohlstand verhalfen. Im Armeemuseum in der Zitadelle werden die Konflikte bis in die heutige Zeit dokumentiert. Noch immer sterben überall auf der Welt Menschen durch Kriege und Terror.
Wenn wir endlich aufwachen aus unserem Schlaf, dann erkennen wir, dass wir alle miteinander verbunden sind und, dass wenn wir jemand anderen verletzten, uns immer nur selbst verletzen.
Alles ist rund und miteinander verbunden.
In einem kleinen gemütlichen Fischrestaurant essen wir zu Mittag. Die Fischsuppe schmeckt köstlich. Wir zahlen und runden mit dem Trinkgeld auf 65 kanadische Dollar auf. Wolfram sagt zum Kellner 65. Der Keller ist irritiert. „Woher weißt du?“ fragt er auf englisch. Seine Registrierung ist 65 und er denkt erst wir meinen das. Wir lachen und ich sage ihm, dass ich 65 geboren bin. 65 ist jetzt die Zahl des Tages. Der Kellner ist ebenfalls Linkshänder, so wie ich. Ich nehme eine meiner Feensteigkarten aus der Tasche, schreibe eine große 65 darauf und Thank you. Jetzt ist ein kleiner Feengruß von mir in Halifax im Fischrestaurant. Wolfram beobachtet noch, wie der Kellner das Ganze seiner Kollegin erzählt und ihr die Karte zeigt. Wir waren in diesem Moment auf magische Weise miteinander verbunden.
Nach
dem Essen besuchen wir die St. Pauls Kirche. Sie ist die älteste
protestantische Kirche Kanadas, 1750 erbaut. Eine wunderschöne weiße Kirche mit
farbenfrohen Buntglasfenstern.
Ich zünde drei Kerzen an.
Eine Kerze brennt für unsere Vergangenheit – mögen uns unsere Fehler vergeben werden und alle Seelen in Frieden ruhen.
Eine Kerze brennt für die Zukunft – möge Frieden in unserer Welt sein.
Eine
Kerze brennt für die Gegenwart – mögen wir erkennen wer und was wir sind, mögen
wir achtsam miteinander sein.
Möge
der Frieden mit uns sein und unser Licht immer leuchten.
Katrin