11. 12. 2019 Klarheit 11. Türchen
Das Tor zur anderen Welt
Mein Weg führt mich heute durch den Schlossparkt zum Feensteig. Ich halte kurz an der Lärche an, um ein paar Fotos für Julia zu machen. Die Lärche ist der Baum im Schlossparkt, von dem am 25. Oktober Jonas heruntergesegelt ist. Der Park wandelt sich gerade. Die Wege werden neu gestaltet und der Schlosspark in ein neues Licht gehüllt.
Morgen werde ich mit Britt und dem Gedanken der Sommertagebücher über den Feensteig wandeln. Heute habe ich in meinem Gepäck frisches klares Wasser und saubere Tücher, um den Weg, besonders die Schilder zu reinigen. Doch die Reinigung betrifft heute noch mehr, nicht nur das Physische. Als ich loslaufe geht mir der Gedanke bezüglich eines Projektes noch einmal durch den Kopf. War das Wahrheit und eine Möglichkeit in diesem Projekt, welches ich mit viel Herzblut begleitet habe oder war alles nur eine Illusion, meine Illusion?
Mein Blick fällt nach rechts. Da liegt eine leere Flasche auf dem Weg. Es ist eine Spirituosenflasche von Nordbrand - ein KLARER Korn. Wie witzig. Spirit schenkt Klarheit und Spirituose vernebelt den Geist meistens oder öffnete er neue Bewusstseinsdimensionen? Nur können sich viele Menschen nicht mehr daran erinnern und haben einen Filmriss. Da fehlt dann ein Stück vom Lebensfilm.
Ich laufe weiter und nehme meine weißen, mit klarem Wasser getränkten, Tücher. Ich wische das erste Schild ab. Mein weißes Tuch wird schwarz und das Schild sauber. An der zweiten Station Loslassen wird mein Tuch wieder ganz schwarz. An dieser Station fallen mir mehrere weiße Tempotaschentücher auf, die weggeworfen am Wegesrand liegen. Vielleicht hat da jemand etwas mit Tränen losgelassen. Ich reinige den Weg und stecke die Tücher ein. Als ich den Wald betrete und die Schilder dort abwische, werden sie nicht mehr schwarz. Sie sind fast sauber. Das ist sehr interessant. Die Luft in der Außenwelt ist wohl doch ziemlich staubig und schmutzig. Der Wald wirkt als Filter und hier ist die Luft ganz klar und rein. Alle Schilder im Wald sind sauber. Als ich den Wald verlasse. färben sich auch meine Tücher wieder schwarz.
Frische, reine Luft scheinen wir wirklich nur noch in den Wäldern, den grünen Lungen unserer Erde, atmen zu können.
Mir begegnet noch eine Frage, über die ich Klarheit erhalten möchte. Die Antwort dazu begegnet mir in der scheinbar leeren Schatzkiste. Dort ist ein getrockneter Schatz des Sommers verborgen. Der kleine Kopf der Mohnblumenkönigin liegt in der linken unteren Ecke. Fast hätte ich diese Erinnerung an den Sommer und die Leichtigkeit des Seins übersehen (über-säen). Die Lieblingsspeise der Frau Holle war Mohn. So grüßt sie mich hier an der alten Eiche mit einem Sommersamen. In diesem Moment höre ich ein Geräusch. Leise rieselt der Schnee. Kleine Graupel fallen vom Himmel. Ich kann sie weder sehen noch fühlen, nur hören. Je weiter ich in Richtung der Station Lauschen laufe, desto lauter wird der Schauer. Ich sehe und fühle noch immer nichts, doch ich höre dieses laute Fallen von glitzernden Graupelkugeln. Der Ton begleitet mich bis zur Station Imagination. Dann ist es auf einmal still. Mein Weg führt mich weiter über den Jungbrunnen durch das Vertrauen hin zum Zauberspiegel. Hier beginnt der Schauer ein weiteres Mal. Es rieselt deutlich hörbar.
Einem Impuls folgend durchstreife ich den kleinen Graben hinter dem Zauberspiegel und finde mich an einer wunderschönen Weide wieder. Ich fühle mich in dieser kleinen Senke wie in einem Schoß aufgehoben. Mein Blick fällt auf einen moosbewachsenen Stein, der wie ein grüner Bilderrahmen oder ein viereckiger Nabel auf mich wirkt. So als ob ich hier am Nabel der Welt angekommen bin.
Ich streife durch das Dornengestrüpp über die Wiese.
Jetzt dringen wieder die lauten Stimmen der Außenwelt an mein Ohr. Zwei Männer unterhalten sich geschäftlich über Zahlen, Daten Fakten in der Nähe der gelegten Steine „Rad des Lebens“ vom WaldResort. Nach meinem Eintauchen in die Innenwelt des Feensteiges, kommt mir das Laute des Alltags wie ein Hamsterrad vor.
Am Nachmittag bin ich zu einem Adventskaffee im Freundeskreis eingeladen. Wir kosten das süße Leben und schauen wunderschöne gemalte Bilder vom Licht mit einer sehr berührenden Musikkomposition an. Die Bilder zeigen die Schönheit, die im Verborgenen schlummert. Ich sehe Bäume mit einem strahlenden Licht im Inneren. Dieses Gefühl des Lichtes habe ich immer auf dem Feensteig. Dort bin ich gesegnet mit Fotos vom Licht.
Heute, am 11.12., ist der Tag der Berge. Berge sind ein Ort der Einweihung und ein Tor in eine andere Welt. Für mich ist das Tor zum Hainich- diese Öffnung in eine andere Dimension des Seins.
Morgen durchschreite ich es gemeinsam mit Britt. Wir zwei Fe(e)dern treten dann zum Vierten Mal durch das Tor in diese märchenhafte Seelenwelt.
Dadurch, dass Britt mir das Layout aller Bücher gestaltet, schwebt sie seelisch und emotional jeden Tag mit mir in dieser Welt.
Katrin