14. 04. 2021 Gebeugt - Gebrochen - Gefallen
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 20 Apr., 2021
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Ich laufe in Richtung Feensteig. Vor meinem linken Auge in Richtung 12 Uhr ist plötzlich eine kleine graue Wolke sichtbar. Ich blicke nach links, nach recht, nach unten – kein Grauschleier. Auf 12 Uhr sehe ich ihn wieder. Es fühlt sich an, als ob Haare vor meinem Auge sind, sind sie jedoch nicht. Was ist das? Ein grauer Schleier trübt meine Sicht. Er stört mich. Dann als ich kurz vor dem Wald bin, kommt mir eine Idee. Alles ist nur Energie und meine Gedanken haben Kraft. Kann ich diese graue Wolke in mir auflösen?
Ich reibe meine Hände aneinander und forme eine zwei hohle Hände. Diese lege ich jetzt über meine Augen. Dadurch entspannen sich meine Augäpfel. Jetzt gehe ich blind mit beiden Händen vor den Augen langsam weiter. Unter meinen Füßen spüre ich den Kies.
Langsam - achtsam – lauschend,
schreite ich voran. Dann nehme ich die rechte Hand vom Auge weg und gehe noch
eine Weile weiter, mit zugehaltenem linken Auge. Durch meine Hand scheint die
Sonne und ich sehe ein leichtes Rosa. Das rechte Auge frei, sehe ich die Welt
jetzt nur eingeschränkt, eindimensional. Jetzt nehme ich die Hand vom linken
Auge weg. Die graue Wolke ist verschwunden. Mein Blick scheint sogar geschärft.
Ich wechsle die Hände. Jetzt das linke Auge frei, das rechte bedeckt. Hier
nehme ich keinen Lichtschein durch meine Hand wahr. Ich bin linkshändig und
auch linksäugig. Der Wechsel zwischen links und rechts ist interessant und so
wechsle ich im Laufe des Gehens die Augen hin und her.
Durch das langsame gehen entdecke ich kurz vor dem Lauschen
eine frisch
gefällte Hainbuche. Viele Jahre stand sie da und neigte sich über den Weg. Hat
sie sich gebeugt oder hat sie sich einem anderen Baum zugeneigt?
Dieser Baum hatte eine besondere
Stammform und ich habe diese Buche mit Freude betrachtet. Jetzt ist sie
gebrochen worden. Es macht mich sehr traurig und Tränen laufen mir über die
Wange. Ich streichle über den Stamm und entschuldige mich in Gedanken bei dem
Baum für die Unachtsamkeit. Vielleicht hätte es andere Möglichkeiten gegeben,
andere Wege? Kleine Umwege.
Vielleicht braucht es den ein oder anderen Umweg, um letztendlich auf dem Weg
des Herzens zu bleiben.
Der Baum hat sich gebeugt und wurde jetzt gebrochen.
Wie ist es mit uns Menschen?
Was passiert, wenn wir uns beugen?
Werden wir auch gebrochen?
Was ist, wenn wir aufrecht stehen, ganz in der Kraft? Hat dann jemand Macht?
Ich bleibe aufrecht, in meiner Kraft, in meiner Würde.
Ich verlasse den Wald. Meine Augen sind entspannt und durch die Tränen ins Fließen gekommen.
Als ich den Rückweg durch die alltägliche Welt nehme, sehe ich den grauen Schleier wieder.
Eine Welt mit Grauschleier, so stellt sie sich im Moment in der Realität dar.
Am Abend sehe ich etwas wirklich lustiges im Fernseher und lache mit meinem Mann all das Dunkle weg.
Die graue Wolke hat sich aufgelöst - durch entspanntes Sein und herzhaftes Lachen.
Aus Schatten wird Licht – aus einer grauen Wolke eine rosafarbene.
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.