18. 06. 2020 14 Sonette
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 20 Juni, 2020
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Ein Lebenskreis
Heute erhalte ich ein sehr wertvolles Geschenk - einen Gedichtskreis aus 14 Sonetten. Ich darf diese hier veröffentlichen.
Sehr geehrte Frau Dr. Wenk-Olschowsky,
unser Gespräch Ende März über die Veränderungen, die Sie in der Natur wahrgenommen haben, hat mich zu einem Gedicht inspiriert, das ich als Sonett niedergeschrieben habe. Dann hat mich eine Idee nicht mehr losgelassen, von der ich vor Jahren einmal gelesen habe: einen Kreis aus 14 Sonetten zu schreiben, bei dem jedes Sonett mit der letzten Zeile des vorhergehenden Sonetts beginnt und das letzte Sonett mit der ersten Zeile des ersten Gedichts endet. So schließt sich der Kreis. Herausgekommen ist dabei eine Betrachtung von uns Menschen: wie wir der Falle entkommen können, anderen ständig vorschreiben zu wollen, wie sie sich zu verhalten haben und was wir tun können, um wir selbst zu sein.
Da Sie die Initialzündung zu dem ersten Gedicht gegeben haben, möchte ich
Ihnen das Ergebnis nicht vorenthalten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen
und eine angenehme Woche.
Mit besten Grüßen Jens Peter Roza
14 Sonette – ein Lebenskreis
von Jens Peter Roza
Oh stimmungsvolle Pracht in Parks und Gärten,
das Leben feiert sich in Duft und Blüten,
und während wir zuhause Kinder hüten,
gilt es, dass uns're Herzen nicht verhärten.
Die Vögel musizier'n auf alten Fährten,
Fabriken in den Industriegebieten -
sie stehen still, man hört sie nicht mehr wüten,
als ob sie sich nicht mehr von uns ernährten.
Am Feensteig sind heute Schäfchenwolken,
die waren dort nicht mehr seit Ewigkeiten.
Es ist, als ob die Erde heilt im Stillen.
Wann wird das Leben nicht mehr ausgemolken?
Wann ändern wir uns, wenn nicht jetzt, beizeiten?
Wann folgen wir gemeinsam einem Willen?
Jens Peter Roza
Wann folgen wir gemeinsam einem Willen?
Wann blüht Erkenntnis, wann die Herzensgüte?
Ein jeder hofft, dass ihn sein Gott behüte
und möcht' doch immer seinen Hunger stillen.
Es wär' so einfach, gäb's für alles Pillen
und Vater Staat zahlt' uns auch noch die Miete.
Was unsereinem dann im Leben blühte?
Vergessen, wer wir sind! Leblose Hüllen!
Stattdessen: ich bin ich und Teil des Ganzen,
leb' nicht für mich allein, sondern verbunden,
bin selbst gestaltend, muss dies nur erkennen.
Wir hätten allenthalben Grund zum Tanzen
und hätten uns nun endlich selbst gefunden.
Die Zeit ist reif, uns erstmals "Mensch" zu nennen.
Jens Peter Roza
Die Zeit ist reif, uns erstmals "Mensch" zu
nennen.
- Als ob wir nicht längst alle Menschen wären!
Was sollen wir für uns denn heut' noch klären?
Wir sollten uns im anderen erkennen,
es lassen, allem hinterherzurennen,
uns selber lieben, um uns selbst zu nähren.
Es steckt viel Weisheit in den alten Mären,
wir sollten uns von unserm Ego trennen.
Was müssen wir denn tun, dass das gelänge?
Was können wir dann überhaupt noch machen?
Und ist es wirklich gut, das anzustreben?
Mein Ego führt mich in die Herzensenge,
ich aber möchte tanzen, singen, lachen,
ich bin ein Mensch und möchte auch so leben.
Jens Peter Roza
Ich bin ein
Mensch und möchte auch so leben,
für das, was ist, gewahr sein, Leben lauschen,
hör'n, was die Stille spricht, ganz
ohne Rauschen
und nicht an gestern und an morgen kleben.
Mit anderen an einem Netzwerk weben,
ganz Sein statt Haben, ohne aufzubauschen
und Geist und Waren und auch Nähe tauschen.
Ein alter Weinstock treibt nun neue Reben.
Gar mancher traut sich nicht, braucht Sicherheiten:
Versicherungen, Vater Staat, Berater
und kann sich nicht von Liebgeword'nem trennen.
Es gibt so viele wahre Wirklichkeiten,
ein jeder ist allein, auch Mutter, Vater,
ich lern' jetzt mich und auch das Leben kennen.
Jens Peter Roza
Ich lern' jetzt mich und auch das Leben kennen,
bin noch Verstand, doch bald Gefühl,
Vertrauen,
erinner' mich, wie's war, als Kind zu bauen,
unschuldig, unverkrampft, auf Neues brennen.
Als Kinder konnten wir uns noch nicht trennen,
wir waren eingebunden, alles anzuschauen
und unsern Eltern, Göttern gleich, zu trauen.
Wir kannten Freiheit, ohne sie zu nennen.
Jetzt heißt es für uns, wieder frei zu werden,
die Freiheit selbst ist erst das Tor zum Leben,
zu dem, was uns mit anderen verbindet.
Und Tor um Tor entfernt uns von den Herden,
und das Gefühl der Freiheit lässt uns schweben.
Es ist, als ob das Leben uns jetzt findet.
Jens Peter Roza
Es ist, als ob das Leben uns jetzt findet,
und langsam sickert es in jede Zelle,
löst Altes, Dunkles, sichtbar wird das Helle,
es ist die Kraft, auf die sich alles gründet.
Noch wehren wir uns, denn wir sind erblindet,
das Leben ist kein Spiel, so auf die Schnelle,
ist immer echt und ganz, Welle für Welle,
noch sind wir taub für das, was es uns kündet,
Wir halten fest am Spiel nach Macht, Geld,
Fortschritt,
vergleichen uns, müssen uns ständig messen
und steuern so der Spitze zu, dem Abgrund.
Das Leben wartet nicht auf unser'n Fehltritt,
es gibt so viele Menschen ohne Essen.
Von oben erst wird unser Leben ganz rund.
Jens Peter Roza
Von oben erst wird unser Leben ganz rund,
erkennbar wird sein Ineinandergreifen,
und Ehrfurcht sollte in uns Menschen reifen,
nehmen, was ist, nicht forschen bis zur Nachtstund'.
Und in des Menschen Morgengrauen wird's bunt;
den Wissensdiamanten nicht mehr schleifen
und trotzdem alle Farben zu begreifen,
das wär's, doch unser eig'ner, inn'rer Wachhund
hört überall die andern Hunde bellen.
Wie können wir dem Teufelskreis entrinnen?
Was heilt ganz uns und auch das and're Leben?
Wir können uns dem eig'nen Leben stellen,
Gemeinschaft in uns fühlen, ganz tief drinnen,
wir können uns und anderen vergeben.
Jens Peter Roza
Wir können uns und anderen vergeben.
So wird ein jeder frei von Schuld und Strafe
und ist behütet - selbst -, auch noch im Schlafe,
wird dadurch eingebunden in das ganze Leben.
Erst einzeln können wir am Netzwerk weben,
uns wird bewusst: "Wir sind kein Haufen Schafe,
nicht ausgeliefert, jeder spielt die Harfe";
nun gilt es, unsern eig'nen Schatz zu heben.
Wir können nun das Leben akzeptieren;
alles, was ist, darf sein, wird angenommen,
das gilt für Liebe und für Katastrophen.
So können wir die Liebe in uns spüren,
Vergebung wird uns selbst am meisten frommen,
ein jeder singt sein Lied, schreibt seine Strophen.
Jens Peter Roza
Ein jeder singt sein Lied, schreibt seine Strophen,
ist ganz bei sich, lässt's auch für and're gelten,
erkennt dadurch den Sinn in beiden Welten,
Himmel und Erde machen uns zu Philosophen.
Wir sind ein jeder frei, sind keine Zofen
und dürfen niemand für sein So-Sein schelten;
ja, noch ist dieses Loslassen ganz selten,
die Würde and'rer endet vor dem Ofen.
Es ist die Angst, die Loslassen verhindert,
wir überwinden sie nur durch Vertrauen:
durch Urvertrauen, Bindung, Selbstwert, Liebe,
und oft ist irgendwas davon gemindert,
wir suchen, müssen selber an uns bauen;
wir sind die Schöpfer in dem Weltgetriebe.
Jens Peter Roza
Wir sind die Schöpfer in dem Weltgetriebe.
Nur an uns selbst lässt sich die
Welt verändern,
wir korrigieren nichts an andern Ländern,
dann fallen and're nicht mehr durch die Siebe.
Die Aussichten dafür sind wahrlich trübe,
wie Puppen hängen wir an seid'nen Bändern,
anstatt bewusst und frei als Ich zu schlendern.
Es dämmert uns die wahre Nächstenliebe.
Nur wenn ich mich mit allen Fehlern nehme,
selbst liebe, kann ich auch die andern lieben,
wie sie g'rad sind, vergeben und verzeihen.
Erst wenn ich mich zu diesem Schritt bequeme,
bin ich im Fluss und niemand muss mich schieben;
ich bin ein Teil zu aller Welt Gedeihen.
Jens Peter Roza
Ich bin ein Teil zu aller Welt Gedeihen,
als Menschen ist uns dieses angeboren,
das zu erkennen, sind wir
auserkoren,
und unser Ego sagt uns: "Gaukeleien!"
Erst wenn wir dies erkennen, uns befreien
und selber fühlen: "Wir sind nicht verloren",
dann sind wir frei von Honoratioren,
die mit Verstand das Leben stets entzweien.
Es gibt das Leben immer nur als Ganzes,
und jedem Leben wohnt der Abschied inne,
in der Natur, in unsern Jahreszeiten.
Und irgendwann am Ende uns'res Tanzes,
spürt jeder, dass er sich darauf besinne;
das Leben wird als Leben weiterschreiten.
Jens Peter Roza
Das Leben wird als Leben weiterschreiten,
wird sich entwickeln, so wie wir es weben,
klebt nicht an uns, auch wenn wir an ihm kleben
und es durch unsern Lebensweg begleiten.
Was wir erkennen, kann das Leben weiten,
es ist ein beiderseit'ges Nehmen, Geben;
dieses Gefühl lässt uns're Herzen schweben,
frei und verankert, jetzt und alle Zeiten.
Wenn wir uns auf den Lebensweg besinnen,
das, was gescheh'n ist, mutig reflektieren
und auch wenn's wehtut, zu uns selber halten,
kann unser Leben immer neu beginnen,
und niemand muss sich für sich selbst genieren;
die reifen Früchte sterben nicht an Falten.
Jens Peter Roza
Die reifen Früchte sterben nicht an Falten,
sie opfern sich dem Leben voller Treue,
geben sich hin, gestalten so das Neue,
das Leben ist stets jetzt, wird immer walten.
Im Dienen können Leben wir gestalten,
uns freuen an des Himmels weiter
Bläue,
der Pilger ist das Sinnbild für Getreue,
im Lassen von uns selbst üben wir Halten.
Erkennen,was im andern von uns lebet,
- die Männlichkeit wohnt auch den Frauen inne,
doch soll in ihnen nicht den Mann entfachen -
dass unser Blick von oben sich erhebet
- die Weiblichkeit schärft auch des Mannes Sinne.
Jetzt ist die Zeit, uns sorgenfrei zu machen.
Jens Peter Roza
Jetzt ist die Zeit, uns sorgenfrei zu machen,
die Würde in dem anderen zu sehen,
respektvoll aufeinander zuzugehen,
und wir beerdigen den eig'nen Drachen.
Es wird im Leben immer wieder krachen,
und wir erinnern uns, wie uns geschehen,
bis wir verstanden: "Die Welt ist ein Lehen
und wir im Lebensmeer ein kleiner Nachen."
Wenn Krisen unser Leben kräftig schütteln
und wir, so wie wir sind, dies nicht verstehen,
sollen wir doch die andern nicht bewerten.
Es dient dazu, uns alle aufzurütteln
und Tod und Leben Hand in Hand zu sehen,
oh stimmungsvolle Pracht in Parks und Gärten.
Jens Peter Roza
Wunderschön und wahrhaftig geschrieben.
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.