20. 08. 2020 Wegwarte - Wegewart
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 20 Aug., 2020
Orientierung geben
Mir begegnet heute die weiße leuchtende Wegwarte. Ich fühle mich ganz verbunden mit dieser weisen weißen Pflanze.
Etwas später begegnet mir ein Schild mit dem Hinweis „ Schloss Goldacker 1 km“. Es zeigt in die entgegengesetzte Richtung. Ich nehme es in die Hand und lasse es den wahren Weg zeigen.
Dann stehen Wanderer an der großen Tafel mit der Wanderkarte. Ich gebe ihnen Orientierung für ihren Weg. 10 km wollen sie laufen. Das, was ich ihnen empfehle, ist genau das, was sie gesucht haben.
Meine Bücher und ich selbst geben hier Orientierung als Wegweiserin und bin gleichzeitig Wegwarte des Weges, ihn zu warten, aufzuwarten, zu bewahren.
„Hier geht´s lang, sagt der kleine Feeder-Freund.“, das ruft ein Mädchen und zeigt auf das Schild mit der Taube.
Perspektivwechsel. Ich bin heute gegenläufig auf dem Weg, gehe vom Spiegel aus im Uhrzeigersinn den Weg.
Am Jungbrunnen suchen zwei Frauen Orientierung. Sie wollen zur Thiemsburg. „Einmal Jungbrunnen und dann hier geradeaus“, rufe ich. „Sie sind dann voller jugendlicher Energie.“ „Sie laufen wohl jeden Tag hier herum?“, fragt die eine Frau. „Ja, bestimmt schon über 4000 mal“, rufe ich, winke ihnen zu und laufe weiter. Wieder war ich Weg-Weiserin.
Der Naturerlebnispfad Feensteig ist ein weiser Weg, physisch im Hainich, für Jung und Alt begehbar. Mein Buch vom Feensteig, ist eine Orientierung für Jung und Alt, um in dieser wirren Zeit den rechten Pfad zu finden und offenen Herzens seinem Seelenweg zu folgen.
Ein weiser Weg zum Wesentlichen – Wesen-Lichten.
„Buch Pate“ – am Schatz klettert ein Junge über die alte umgefallenen Eiche. Seine Begleiterin ermahnt ihn achtsam zu sein. „Pati“, sagt er zu ihr. Ich lache, Pate, das habe ich gerade gedacht und jetzt kommt Pati in meine Welt.
Am Ende des Rundweges treffe ich das kleine Mädchen mit seinen Großeltern wieder. Das Mädchen mit dem Federfreund. Die Oma sagt, das Mädchen hätte eine Frage an mich, traut sich jetzt jedoch nicht sie zu stellen. Die Feenfrage. Die will wissen, ob ich die verzauberte Fee bin.
„Jeder Mensch ist eine gute Fee und kann zaubern.“, sage ich zu ihr. „Jedes Mal, wenn du deine Oma, deinen Opa, deine Eltern umarmst, zauberst du ein Lächeln in ihr Gesicht.“ Der Opa will noch wissen, ob im Kiefernwäldchen absichtlich keine Wegweiser stehen. „Ja, “ sage ich, es gilt sich zu orientieren.
Der Irrgarten ist eine Metapher an diese Welt. Am Ende findest du das Licht.
Am Aufbruch begegnet mir ein altes Ehepaar. Die Frau ist mit einem Rollator unterwegs. Der Mann fragt mich, ob ich etwas zu verkaufen hätte, da ich eine Tasche umgehangen habe und drei leere Bierflaschen in der Hand halte. Sie standen auf einer Bank im Wald. „Ja, Bücher.“ „Ich dachte, die Flaschen sind voll.“ „Ja, sind sie, voll Luft.“ „Ich habe mir Äpfel gepflückt, da wir kein Wasser bekommen, wegen Corona gibt es hier keins zu kaufen.“
Ich laufe nach Hause und dann noch einmal über den Feensteig. Ich bringe das Wasser des Lebens vorbei und säubere gleichzeitig den Weg, damit die Menschen das Schöne sehen und nicht den Müll. Ich warte den Weg.
Eine zweite Runde auf dem Weg. Ich bin Wasser des Lebens spendend. Das ältere Paar ist gerade im Auto eingestiegen. Bis zum Tor des Hainichs sind sie gelaufen, mehr schafft die alte Dame nicht. Ich schenke der Frau mein frisches Wasser und erhalte als Dank einen silber-goldenen Taler. Ich habe freien Herzens geschenkt ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Der Mann bleibt hartnäckig, dass ich das Geld doch nehmen solle. Damit lerne ich auch Geschenke anzunehmen.
Etwas später sehe ich Oma und Opa mit ihren zwei Enkeln. „Sie haben doch vorhin die leeren Flaschen aus dem Wald mitgenommen.“ „Ja“, sage ich, jetzt säubere ich noch den Weg, damit die Menschen das Schöne sehen.“ Ich habe eine grüne Tüte dabei und Handschuhe an.
Vorhin sind mir Gedanken durch den Kopf gegangen – „Ich mache das ehrenamtlich.“, „Nein“. Ich bin frei willig hier am Aufräumen. Es muss auch niemand sehen, dass ich hier wirke und den Weißdorn von seinen Grashalmknoten befreie, den Müll auflese und den Weg auch energetisch reinige. Ich wirke im Stillen wie eine gute Fee. Und doch habe ich das Gefühl, dass ich beobachtet werde in meinem Tun. Die guten Geister sehen mich wirken. Ich habe das Gefühl, ich werde von guten Geistern beobachtet, so, als ob Frau Holle selbst, die weise Feenkönigin, aus ihrem himmlischen Fenster schaut und mein Dienen wahrnimmt.
Dann kommen drei junge Menschen aus dem Wald. Sie tragen ebenfalls Müll in ihren Händen. Die drei sind vom Nationalpark und säubern den Weg ebenfalls vom groben Schmutz. Wie doch dieser Zufall es will, befreien sie mich von meiner halbvollen Mülltüte. Intuitiv hatte ich zwei Tüten eingepackt. Die leere nehme ich jetzt mit zum weiteren Säubern.
Am Parkplatz angekommen, hält ein Auto. Die Fahrerin fragt mich nach dem Weg zum Märchenpfad. Ich zeige auf das Schild „Feensteig“ und gebe ihr und ihrem Sohn wieder als Wegweiserin die Orientierung.
Achja, das kleine Mädchen hat ein Kuschelreh auf dem hölzernen Tisch liegen. Es heißt Mila. „Alle meine Waldkuscheltiere fangen mit M an“, sagt sie und lächelt.
Wie wundervoll es hier ist. Jung und Alt – Groß und Klein – eine bunte Welt der Begegnungen und des sich Beschenkens, mit Worten, Gesten, Berührungen.
Katrin
Am 10. Mai 2005 habe ich mich verleibt - verliebt in einen Weg - verliebt in den Feensteig im Nationalpark Hainich,
in Weberstedt, meiner Heimat.
Er ist ein weiser Weg mitten durch den Hainich, den heiligen Hain.
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin