21. 06. 2019 Sommersonnenwende
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 21 Juni, 2019
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Schmetterlingsgefühle
„Leben allein genügt nicht, sagte der Schmetterling, Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man auch haben.“ Hans Christian Andersen
Heute Morgen wollte ich sehr früh auf den Feensteig gehen. Ein paar Dinge waren vorher noch zu organisieren und so wurde es etwas später. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass alles zur richtigen Zeit kommt. Ich plane meine Tage grob und dann lasse ich los, gebe der Entwicklung ihren Raum. Statt 07:00 Uhr ging ich gegen 09:30 Uhr los. Bevor ich losging, fiel mir eine tote Schmeißfliege auf dem Fußboden in meinem Bad auf. „Die Fliege ist tot, mit ihr auch negative Muster und dunkle Gedanken.“ Somit startete ich frei und leicht auf den Weg. Die Sommersonne strahlte vom azurblauen Himmel.
Am Anfang des Weges fiel mir ein großer brauner Schmetterling auf. „Ob das wohl der Große Fuchs ist?" überlegte ich. Er sah so aus. Vielleicht war die Raupe vom vergangen Donnerstag verpuppt und der Schmetterling konnte sich entfalten.
Jetzt beginnt die Zeit der roten Sommergöttin. Ein rot gefärbtes Löwenzahnblatt hielt meinen Blick gefangen. Am Anfang des Weges sah ich die dunkelroten, prallen Wildkirschen am Baum leuchten.
Bevor ich heute den eigentlichen Weg betrat, hielt ich inne. Es ist der längste Tag des Jahres - Mittsommer. Es ist das Fest des Feuers und des Lichtes.
Heute schreibe ich das letzte Kapitel des Frühlingstagebuches und gleichzeitig wird es das erste Kapitel des Sommertagebuches. Was wird mir begegnen? Vor sechs Monaten am 21. Dezember 2018, in der längsten Nacht des Jahres, fiel die alte Eiche um.
Sie hat Platz für das Licht des neuen Jahres gemacht. In den sechs Monaten ist auf diesem kurzen Weg soviel geschehen. Je mehr ich auf die kleinen Wunder am Wegesrand achte, desto erfüllter ist mein Leben. Es sind die kleinen Dinge, die mein Herz erfreuen - ein Sonnenstrahl am Morgen - eine Begegnung mit einem Wesen der Natur - die Farbenpracht der Blumen.
Bevor ich jetzt den nächsten Schritt auf den Weg setze, mache ich mich leer. Alle Gedanken der Vergangenheit und der Zukunft haben jetzt Pause. In diesem Moment gibt es nur das Jetzt. Die Sonne, die Wiese, den Wald ... Ich laufe los. Kurz bevor es links auf den Weg geht, sehe ich wieder die kleinen blauen Schmetterlinge fliegen. Sie sind schnell - schwirren durch die Luft. Ich beobachte ihre Lebendigkeit und die Freude des Fliegens. Ich versuche ihnen hinterherzulaufen, um ein Foto für mein Buch zu erhaschen. Es gelingt mir nicht. Dann bleibe ich stehen und beobachte nur. Plötzlich ändert sich alles. Die Schmetterlinge bleiben in meiner Nähe, umkreisen mich.
Ich sehe einen kleinen braunen Schmetterling und dann einen blauen. Sie umtanzen sich, es sieht aus als ob sie sich küssen. Dann kommt ein weiterer blauer Schmetterling dazu. Für einen kurzen Moment sogar noch einer. Der braune und die drei blauen Schmetterlinge bleiben nur einen Schritt von mir entfernt. Sie kleben für einen Moment aneinander, dann schwirren zwei blauer Schmetterlinge davon. Ein blauer und der braune, kleine Schmetterling lassen sich auf einem Grashalm nieder. Ich staune und beobachte. Endlich kann ich sie fotografieren. Doch was ist das? Welches Spiel beobachte ich? Das ist das Liebesspiel der Schmetterlinge. Sie vereinigen sich, kopulieren miteinander. Für mehrere Minuten sind sie ganz still - verschmelzen vollkommen miteinander. Es gibt keinen Raum und keine Zeit für sie. Ich stehe nur ein paar Zentimeter entfernt. Jetzt setze ich mich ins Gras nieder, beobachte beide und fotografiere. Der kleine braune Schmetterling ist das Weibchen, der blaue das Männchen. Es sind Bläulinge, die sich hier vor meinen Augen paaren. Ich werde Teil des Geschehens. Ich mache mich vertraut mit diesen beiden. Sie genießen die Sommersonne für ihr Liebesspiel, pflanzen sich fort, sind fruchtbar. Ein schöner Gedanke für den Abschluss meines Frühlingstagebuches. Das Leben geht immer weiter. Das Leben ist ein einziger Akt der Liebe. In diesem Moment verstehe ich mit jeder Faser meines Seins, dass ich hier in ein Verbundensein eintauche. Das ist Zähmen in seiner höchsten Form - Teil der Geburt einer neuen Welt zu sein.
Ich bleibe im Gras sitzen. Weitere Bläulinge umschwirren mich. Ich habe heute ein orangefarbenes Kleid an. Vielleicht wirke ich im grünen Gras der Wiese wie eine Blume. Ein blauer Schmetterling setzt sich auf meinen Schuh, verweilt einen Moment. Die beiden Liebestollen sind immer noch miteinander verbunden. In manchen Momenten bewegen sie sich überhaupt nicht - genießen nur ihre Zweisamkeit.
Das Schauspiel dauert schon über 30 Minuten. Ich stehe langsam auf. Verabschiede mich in Gedanken. Es sieht für mich so aus als ob das kleine braune Schmetterlingsweibchen sein Beinchen hebt und mir zum Abschied zuwinkt. Das erfüllt mein Herz mit einem Gefühlt von Freude, Dankbarkeit und tiefem Verbundensein.
Ich laufe den Weg weiter. An der alten Eiche halte ich einen Augenblick an. Seit sechs Monaten liegt Robur, der Eichenkönig, nun müde am Boden. Der noch stehende, abgebrochene Stumpf treibt neue Blätter. Das Leben geht auch hier weiter. Dann ein Stück weiter liegt eine Hainbuche auf dem Weg. Sie ist irgendwann in der Nacht entwurzelt worden.
Als ich durch das Kiefernwäldchen laufe, höre ich Schmeißfliegen an meinen Ohren summen. Es nervt mich nicht. Was können Schmeißfliegen mit ihren nervigen negativen Gedankenmustern schon ausrichten, wenn ich doch im Herzen ein liebender Schmetterling bin? Am Ende des Weges biege ich noch einmal auf die Wiese ab. Siehe da, die beiden Schmetterlinge kosten ihre Liebe noch immer aus. Sie haben während ihres Liebesaktes die Stellung getauscht. Mal war ER oben und mal SIE. Ich bleibe weitere Minuten still sitzen.
Dann verabschiede ich mich, laufe weiter. An einem Heckenrosenstrauch entdecke ich eine grüne Pflanzenkugel. Wie eine kleine Mistel sitzt sie auf dem Stamm. Ja- diese Begegnung hier - die ist wirklich rund.
Wenig später auf dem Weg fliegt ein großer brauner Schmetterling entlang. Jetzt bin ich mir sicher, dass es der Große Fuchs ist.
Ich lache über diese Begegnung. Im Buch von Saint-Exupéry steht im Kapitel 21 "Freundschaft mit dem Fuchs." Dieser Fuchs, die Freundschaft, zeigt sich in Allem, auch in einem Schmetterling. Für mich war das eine Begegnung der Freundschaft, des Vertrautem SEINS.
Gegen Mittag fahre ich nach Bad Langensalza. Ich höre mir auf CD den Live-Mitschnitt eines Seminares über "Führung" an. Mein Freund Friedrich hat es in Bad Kissingen gehalten. 9 Kapitel habe ich vor ein paar Tagen gehört. Das Letzte ist jetzt dran. Friedrichs letzte Worte waren das Zitat von Saint-Exupéry – „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar". So sollen wir leben und Menschen führen - aus dem Herzen heraus. Währen ich dies schreibe, laufen mir Tränen übers Gesicht. Dieser Tag hat mit einer toten Fliege begonnen. Ich habe Britt geschrieben: „Wenn die Schmeißfliege tot ist, dann passieren Wunder".
Die Schmeißfliege als Metapher für unsere Schatten, für die alten nervenden Muster in die wir immer wieder hineintappen, die uns anhaften wie eine Schmeißfliege. Wenn wir diese endlich mit dem Wind wegwehen lassen, sie wandeln, dann ist der Raum frei für die lebendigen Wunder des Lebens. Dann beginnen wir Schmetterlingsgefühle zu entwickeln. Es kribbelt wieder im Bauch. Der Akt der Liebe dieser Schmetterlinge hatte etwas Heiliges.
Mögen wir das „Heil“-ige Leben in seiner Fülle und Lebendigkeit jeden Tag neu entdecken, leben und entfalten. Mögen wir alle unsere Schmetterlingsflügel ausbreiten und mit Leichtigkeit und Liebe in eine glückliche lebendige Zukunft schweben.
In Liebe Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.