25. 12. 2018 Die (Der) Alte im Wald -
mehr als ein Märchen ?!

Aus dem Märchen der Brüder Grimm "Die Alte im Wald"
" Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf das
Täubchen warten, und wie es so stand, da war es, als wäre der Baum weich und
biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige
um es herum und waren zwei Arme, und wie es sich umsah, war der Baum ein
schöner Mann, der es umfasste und herzlich küsste und sagte:
„Du hast mich erlöst und aus der Gewalt der Alten befreit, die eine böse Hexe
ist. Sie hatte mich in einen Baum verwandelt, und alle Tage ein paar Stunden
war ich eine weiße Taube, und solang sie den Ring besaß, konnte ich meine
menschliche Gestalt nicht wiedererhalten."
Da waren auch seine Bedienten und Pferde von dem Zauber frei, die sie auch in
Bäume verwandelt hatte, und standen neben ihm. Da fuhren sie fort in sein
Reich, denn er war eines Königs Sohn, und sie heirateten sich und lebten
glücklich."
Wie oft habe ich an dem "Alten im Wald" - der alten Eiche gelehnt; habe mich geborgen gefühlt und die Weisheit dieses alten Baumes wahrgenommen. Manchmal war es, als ob mich seine Arme umfangen hätten. Staunend habe ich ihn betrachtet. In diesem Frühjahr und Sommer war ich sehr oft dort, auf der Suche nach schönen Fotomotiven für mein Buch. So glaube ich, dass ich am 21.12.2018 gegen 15:30 das letzte Foto dieses Baumgreises aufgenommen habe. Der Baum war sehr feucht und glänzte. Das fiel mir auf. Und wenn ich jetzt das Foto betrachte, dann ist es als ob eine "menschliche Gestalt" eingeschlossen war. Mit Fantasie und Kinderaugen könnt ihr sie sehen. Der 21.12. war ein windiger bis stürmischer Tag. Als ich durch das Kiefernwäldchen ging, kam der Wind in Wogen durch die Gipfel gebraust. Das war sehr mystisch. Es erinnerte mich an den Beginn der Rauhnächte, in denen "Frau Holle" wild durch die Welt jagt.
Vielleicht hat sie den alten Eichenkönig des Waldes befreit. Es ist schon sehr eigenartig, dass die alte Eiche in der Nacht vom 21. zum 22. Umfiel - bei Vollmond. Der 22.12. bedeutet Stillstand und Einheit. Und so war es auch. Am 22.12. stand die Zeit dort still. Keine Luftzug nur Stille. Innehalten. Gegen 16:00 klangen die Glocken der Weberstedter Kirche in den Wald - ein Licht am Baum - Glockenklang in der Luft und in diesem Moment waren 3 Menschen dort vereint. Alexander, Christian und Katrin. Drei Menschen, die sich durch "Zufall" versammelt hatten, um diesem Lebewesen, dieser Eiche, Ehre zu erweisen.
Am 23.12. war ich wieder auf dem Weg. Gegen 11:00 am Morgen. Am Sonntag waren drei Familien mit Kindern unterwegs. Die Kinder betrachteten voller Ehrfurcht und Staunen den umgefallenen Riesen und entdeckten recht schnell in Leichtigkeit neue Perspektiven.
Irgendwie war es, als ob etwas Aufgebrochen ist wie in dem Märchen. Vielleicht war auch unsere Eiche ein verzauberter Prinz oder König und er ist jetzt frei. Die alte Hülle liegt noch da. Der Baum hat Platz gemacht. Jetzt ist dort viel mehr Licht und etwas Neues darf entstehen. Es berührt mich tief und lässt mich demütig sein. Es erinnert uns auch an die Vergänglichkeit. Mahnt achtsam zu sein. Bitte sorgt dafür, dass die Natur für uns, unsere Kinder und Kindeskinder erhalten bleibt. Verbreitet das Licht und die Liebe. Helft mit, dass Frieden wird. Wir haben nur diese eine Welt.
Katrin
Die weiße Taube Foto: shutterstock LittlePerfecktStock 458926840