26. 09. 2020 Regenzeit
Lesezeit und Kuschelzeit
Regenzeit ist Kuschelzeit.
Ein leiser sanfter Regen erfrischt den Wald. Es ist ganz wundervoll, jetzt im Warmen zu kuscheln.
Regenzeit ist Lesezeit.
Mit weißer Regenjacke und purpurnem Blütenschirm durchstreife ich am Abend den Wald. Die Tropfen trommeln ihren eigenen Rhythmus. Seifenschaum schäumt an Rinde der Bäume auf und lädt zum Waldbaden ein.
„Ein Männlein steht im Wald, ganz still und stumm.“, tönt es in meinen Ohren. Die Hagebutten sind purpurrot gefärbt und leuchten im Regen.
Ganz still und stumm lausche ich – staune ich – liebe ich - jeden einzelnen Tropfen der Quelle des Lebens.
Etwas abseits des Weges am Lauschen entdecke ich einen Ast. Er sieht wie ein Flügel, ein Engelsflügel, aus.
Es ist ganz mystisch, die beginnende Dämmerung, der trommelnde Regen, die reine Luft, das freie Sein.
Ein Freund schreibt mir: „Wir waren in einer mystischen Höhle, wo sich im Mittelalter die Täufer vor der Verfolgung versteckt haben.“
Bestimmt war dieser Wald in früheren Zeiten ein Zufluchtsort und Versteck. Jetzt ist der Feensteig ein Zufluchtsort für mich geworden. Hier kann ich den Wahnsinn der Welt vergessen und eintauchen in den wahren Sinn des Lebens.
Es ist still hier und friedlich. Ich fühle mich hier sicher, behütet und frei.
Mein Blick schweift über das grüne Blättermeer. Das erste goldene Laub erstrahlt in der Abenddämmerung. Der Ahorn färbt sein Kleid golden ein. Es ist die Zeit, wo die Welt in das goldene Licht eintaucht.
Katrin