05. 11. 2019 Ein Blick Hier & Jetzt
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 05 Nov., 2019
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aus der Gegenwart in die Vergangenheit
„Liebe Julia,
Ich war heute auf dem Feensteig und danach an der Kirche und auf dem Friedhof in Weberstedt.
Mein Blick fiel auf das alte
Denkmal auf dem Friedhof. Dort sind die Namen der Verstorbenen der beiden Weltkriege
aufgeschrieben.
Interessant finde ich die Inschrift:
Am … „gefallen“. Wie doppeldeutig
dieses Wort GEFALLEN ist.
Genau 15 im II. Weltkrieg gefallene Männer sind mit Geburts- und Sterbetag vermerkt. Weitere 10 gelten als vermisst. Der erste Gefallene im 2. WK war Otto Schäfer, der Bruder meiner Oma. Er war so alt wie mein Sohn heute ist, 27 Jahre jung. Der zweite Gefallene war Wolf von Goldacker.
Auch im ersten Weltkrieg ist ein „von Goldacker“ gefallen.
Als ich die Namen der
GEFALLENEN gelesen habe, stiegen mir Tränen in die Augen.
Wer ist Täter? Wer ist Opfer?
Am 9. November jährt sich zum 30. Mal eine friedliche REVOLUTION. Gebete, Kerzen und ein gemeinschaftlicher Gedanke „Wir sind das Volk“ und „Wir bleiben hier“ haben diese Wandlung getragen. Alle anderen Um-Brüche sind immer mit Gewalt einhergegangen. Selbst die Wandlung zum Sozialismus ist un-gerecht verlaufen. In dem Buch von Johannes Siegert „Erinnerungen eines Vertriebenen nach dem Krieg an Weberstedt - Damals 12 Heute 80“, wird das deutlich. Mit der demokratischen Bodenreform in der DDR wurde Großgrundbesitzern, die über 100 ha Grundbesitz hatten, alles entschädigungslos weggenommen. So auch der Adels-Familie von Goldacker.
Ich glaube noch heute ist
dieser Schmerz in der Welt spürbar. Die Opfer der Kriege, die Toten, die
Vertriebenen, die Enteigneten … all das ist noch immer nicht vergeben. Und so
wirkt es heute in unserem Hier & Jetzt und blockiert unsere Projekte. Ihr
lebt und arbeitet heute in einem gemieteten alten Herrenhaus. Die ersten
urkundlichen Erwähnungen eines Herrenhauses in Weberstedt der Herren zu Weberstedt reicht bis 960 n.
Chr. Zurück. Die Stammreihe "von Goldacker" beginnt der Sage nach mit John von Goldacker,
der 1221 mit der „Heiligen Elisabeth“ aus Kärnten nach Thüringen kam. Mit
dessen Enkel Hermann Goltakker, Hofmarschall beim Thüringer Landgrafen
Friedrich erscheint die Familie 1316 erstmals urkundlich. Von Goldacker ist
eine sehr alte Adelsfamilie, die über Jahrhunderte bis 1945 in Weberstedt
lebte.
Meine Mama ist hier in Weberstedt geboren und aufgewachsen. Sie erzählte mir,
dass Hans von Goldacker im von 1924 bis
1930 im Reichstag war und verhindert hat, dass ein Truppenübungsplatz in den
Hainich kommt.
Viele Menschen werden durch Kriege und Unrecht aus ihren Ländern, ihrer Heimat entwurzelt. Ihnen wurde und wird der Boden genommen, quasi der Boden unter den Füßen weggezogen.
Wir sind jedoch nur Gast auf dieser Erde. Uns gehört nichts. Sobald wir eine „Besitzurkunde“ von einem Stück Land haben, sind wir verantwortlich. Wir sind verantwortlich wie wir mit diesem kleinen Stückchen Erde umgehen, egal ob eine Ackerfläche, eine Waldfläche, Garten - oder Betriebsfläche ist. Wir sind dafür verantwortlich was wir darauf säen, ob es dem Wohle aller und der Schöpfung dient. All das ist nur auf Zeit geliehen. Die Erde gehört sich selbst. Und wir sind ihre Hüter.
Auch ich habe seit diesem Jahr eine Urkunde von einem kleinen Stückchen Erde in Bad Langensalza. Ich bin Hüterin dieses Ortes und werde alles dafür tun, dass es ein guter Platz zum arbeiten und leben sein wird. Dort bauen wir eine Zahnarztpraxis, um Menschen ein schönes Lächeln zu schenken. Glücklicher durch schöne Zähne. Es wird ein Ort, an dem Zahnengel mit Liebe wirken.
Hier, in Weberstedt, sind meine Eltern, meine Ahnen noch die Hüter des Grundstücks und paradiesischen Gartens in dem wir leben. Ich bin glücklich hier zu sein und fühle mich seelisch darüber hinaus mit dem Feensteig verbunden und behüte diesen wunderbaren Weg.
An der alten Eiche habe ich
heute ein Foto gemacht. Es ist ein Blick aus der Gegenwart in die
Vergangenheit. Durch die Öffnung der alten Eiche entsteht eine Sicht auf einen
alten Grenzstein. Das Wappen ist nicht mehr sichtbar. Grünes Moos ist darüber gewachsen und hat es dieses Land somit der Erde zurückübereignet. Dadurch ist der feensteig wirklich frei.
Möge immer ein Licht aus Weberstedt
leuchten und der Frieden in diese Welt ziehen.
Mögen wir alles vergeben und möge uns und unseren Ahnen alles vergeben werden,
was nicht in Liebe und Frieden war.
Möge der Frieden aus dem grünen heilenden Herzen in diese Welt einziehen.“
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.