15. 10. 2020 Schätze
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 17 Okt., 2020
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Suchen und finden
Heute im Wald.
Ampelfarbenes Ahornlaub in der Schatztruhe: Grün – Gelb – Rot.
Am Jungbrunnen begegnen mir zwei Kinder mit ihrer Mama und Oma. Sie haben gelbe Körbchen aus Filz in der Hand, die wie eine geöffnete Blüte wirken.
„Ist denn Ostern?“, frage ich. „Nein, wir suchen die Schätze des Herbstes. Ich hab schon welche verloren“, sagt das kleine Mädchen und wird etwas traurig. Sie zeigt auf die roten Hagebutten im Körbchen.
„Wenn du dem Weg des Täubchens weiter folgst, dann findest du noch viele Büsche mit roten Hagebutten.“, sage ich zu ihr.
Ich laufe eine Runde um den Jungbrunnen und finde zwei rote Butten auf dem Holz, hebe sie auf und laufe hinter dem Mädchen her.
„Oh, da ist wieder ein Schatz“, ruft sie freudig und zeigt auf die beiden Holztafeln mit dem Märchen. Mama liest die Geschichte vor. Beide Mädchen fangen an über die Holzstümpfe zu balancieren. Immer wieder hüpfen sie den Weg entlang.
Ich laufe ein Stück des Weges mit ihnen, bleibe am Dienen stehen und gehe mit ihnen gemeinsam durchs Vertrauen. Mathilda ist fünf Jahre alt. Noch zweimal schlafen, dann wird sie sechs. „6 plus 6 ist 12, das hat mir meine Mama schon gelernt.“ Im Kiefernwäldchen erschrickt Mathilda als Mama sagt, dass hinter der nächsten Ecke wohl Menschenfresser hausen. Mittlerweile ist es dämmrig geworden und eine mystische Abendstimmung durchzieht den Wald. Oma sagt: „Die Menschenfresser sind bestimmt von den Feen in Bäume verwandelt worden.“
„Ja, die Feen haben die Menschenfresser in Bäume verwandelt.“ Mathilda entspannt sich wieder und läuft weiter, den Ausgang suchend.
Heute sind keine Haselnüsse am Wünschen. So pflanzt Mathilda einen Reißig mit ihrem Herzenswunsch. Superheldin will sie sein und durch magische Portale reisen.
Etwas später sagt Mathilda: „Wie genüsslich die Schätze des Herbstes doch sind. Ich dachte es wird langweilig im Wald. Dabei sind hier so viele Schätze zu finden. Du musst nur richtig suchen.“ „Ja“, sage ich. „Das haben viele Erwachsene vergessen. Damit sie die Schätze wieder finden können, habe ich ein Buch dazu geschrieben und die Schätze fotografiert.“
Sie sagt, dass ihr Kopf ganz groß ist und alle ihre Erinnerungen darin gesammelt sind. Ich sage ihr, dass ich mir nicht mehr alles merken kann und meine Erinnerungen aufschreibe. „Ich habe dafür kein leeres Buch.“, sagt sie etwas später.
Kurz vor dem Krönungsspiegel hoppelt ein Hase durch unsere Welt. Auf einer
Bank, am Ende des Kreises, ist ein wunderschönes, herbstliches Stillleben aus
Weißdorn, Eicheln und goldenem Laub gelegt.
Eine kleine bunte Welt.
„Wir sehen uns wieder. Ich komme ganz bestimmt wieder hierher.“, ruft mir Mathilda zum Abschied zu. „Mein Papa konnte nicht mit in der Urlaub fahren. Er hat eine neue Arbeit. Er ist nämlich Mischer.“, sagt sie voller Stolz. „Was ist ein Mischer?“, frage ich. Mama lacht. „Papa mischt Beton.“. So bodenständig ist der Mischer.
Es sind die kleinen goldenen Lichtblicke, die wundervollen Begegnungen, die diese Welt so lebenswert machen. Das sind die wahren Schätze im Leben.
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.