05. 09. 2019 Jungbrunnen
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 11 Sept., 2019
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Lebensquell

Ich öffne meine Augen an diesem Morgen. Im Morgenlicht des neuen Tages sehe ich am Horizont Berge auftauchen. Der Himmel färbt sich in den schönsten Tönen der aufgehenden Sonne. Die Liebe des gestrigen Abends scheint stark und wirkungsvoll gewesen zu sein. Der heutige Tag wird sonnig. Wir fahren mit dem erwachenden Tag und dem Sonnenlicht in den Prinz-Christian-Sund-Passage. Der Prinz-Christian-Sund verbindet Grönland mit den vorgelagerten Inseln des Cape Farewell Archipels. Er ist rund 100 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle weniger als 500 Meter breit. Ein Traum von unberührter Natur, Gletscher die bis zum Wasser herabreichen. Tausend Meter hohe Berge säumen den Sund. Unser Blick hat kann die Größendimensionen kaum erfassen. Steinformationen, scharf geschnittene Felsen, ewiges Eis im Wechsel. Im Sund schwimmen kleine Eisberge. Sie schimmern türkisblau und weiß. Es ist ein Geschenk Gottes diesen Tag hier zu erleben. Liebe ist spürbar, Kraft, Stille, pure Natur.
Der Prinz-Christian-Sund ist eine Enge – ähnlich eines Geburtskanales. Am Ende des Sundes erwartet uns die offene See. Wir fühlten uns reich gesegnet, frei - wie neu geboren. Als wir den Sund verlassen, ziehen Wolken auf. Es ist als ob ein Vorhang den Eingang zum Sund wieder zuzieht. Es hatte etwas Mystisches dort in diese andere Welt einzutauchen. In der einzigen Siedlung Appilattoq am Sund leben Menschen. Ihr Überleben können sie nur sichern, wenn sie sich aufeinander verlassen, miteinander leben und füreinander da sind. Sie leben einsam und sind doch verbunden mit Allem.
In Gedanken bin ich am Nachmittag auf dem Feensteig. Die neunte Station des Weges ist der „Jungbrunnen“. Für mich ist der Jungbrunnen mein tägliches Lebenselixier. Hier genieße ich die Stille und Einsamkeit, spüre für einen Moment die reinigende Energie dieses Ortes. Hier kann ich sehr bewusst Situationen der Vergangenheit bereinigen und mich mit neuer Energie aufladen. Für mich ist das Innehalten am Jungbrunnen wie eine Taufe in der ich in die Allmacht der Liebe eintauche. Hier fühle ich mich jedes Mal wie neu geboren.
Wie Thales von Milet schon sagte: „Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wassern ist alles und in Wasser kehrt alles zurück.“
Katrin


Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.