05. 09. 2019 Jungbrunnen
Lebensquell

Ich öffne meine Augen an diesem Morgen. Im Morgenlicht des neuen Tages sehe ich am Horizont Berge auftauchen. Der Himmel färbt sich in den schönsten Tönen der aufgehenden Sonne. Die Liebe des gestrigen Abends scheint stark und wirkungsvoll gewesen zu sein. Der heutige Tag wird sonnig. Wir fahren mit dem erwachenden Tag und dem Sonnenlicht in den Prinz-Christian-Sund-Passage. Der Prinz-Christian-Sund verbindet Grönland mit den vorgelagerten Inseln des Cape Farewell Archipels. Er ist rund 100 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle weniger als 500 Meter breit. Ein Traum von unberührter Natur, Gletscher die bis zum Wasser herabreichen. Tausend Meter hohe Berge säumen den Sund. Unser Blick hat kann die Größendimensionen kaum erfassen. Steinformationen, scharf geschnittene Felsen, ewiges Eis im Wechsel. Im Sund schwimmen kleine Eisberge. Sie schimmern türkisblau und weiß. Es ist ein Geschenk Gottes diesen Tag hier zu erleben. Liebe ist spürbar, Kraft, Stille, pure Natur.
Der Prinz-Christian-Sund ist eine Enge – ähnlich eines Geburtskanales. Am Ende des Sundes erwartet uns die offene See. Wir fühlten uns reich gesegnet, frei - wie neu geboren. Als wir den Sund verlassen, ziehen Wolken auf. Es ist als ob ein Vorhang den Eingang zum Sund wieder zuzieht. Es hatte etwas Mystisches dort in diese andere Welt einzutauchen. In der einzigen Siedlung Appilattoq am Sund leben Menschen. Ihr Überleben können sie nur sichern, wenn sie sich aufeinander verlassen, miteinander leben und füreinander da sind. Sie leben einsam und sind doch verbunden mit Allem.
In Gedanken bin ich am Nachmittag auf dem Feensteig. Die neunte Station des Weges ist der „Jungbrunnen“. Für mich ist der Jungbrunnen mein tägliches Lebenselixier. Hier genieße ich die Stille und Einsamkeit, spüre für einen Moment die reinigende Energie dieses Ortes. Hier kann ich sehr bewusst Situationen der Vergangenheit bereinigen und mich mit neuer Energie aufladen. Für mich ist das Innehalten am Jungbrunnen wie eine Taufe in der ich in die Allmacht der Liebe eintauche. Hier fühle ich mich jedes Mal wie neu geboren.
Wie Thales von Milet schon sagte: „Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wassern ist alles und in Wasser kehrt alles zurück.“
Katrin

