07. 05. 2020 Verwählt
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 09 Mai, 2020
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Eine göttliche Fügung
Klarer blauer Himmel, strahlende Morgensonne und Pusteblumen auf der Wiese.
Julia erzählte mir am Montag, dass das Pusten von Pusteblumen in der Schule jetzt verboten ist. Die Krise treibt besondere absurde Blüten. Auf dem Grünmarkt in der Stadt kam ich am Mittwoch mit einem Gewürzhändler ins Gespräch. Ich erzählte ihm davon. Seine Idee war: „Dann wedeln wir die Blumen wie früher in DDR Zeiten durch die Luft.“
Am Wegrand sind heute besonders viele Pusteblumen sichtbar. Ich folge dem Impuls und pflücke einen Löwenzahn ab und wedle ihn durch die Luft. Die Schirmchen des Löwenzahns schweben wie kleine Fallschirme durch die Luft. Es sieht viel schöner aus. Ohne das Puste-Verbot wäre ich nie auf die Wedelvariante gestoßen.
Am Nachmittag bin ich bei meinem Mann in der Praxis am Empfang. Ich wähle die Nummer der Berufsschule, um mich zu erkundigen, ab wann die Schule für seine Auszubildenden wieder beginnt. Statt in der Berufsschule lande ich bei der Landesbehörde des Freistaates Thüringen. Die Mitarbeiterin kann mir bezüglich meiner Frage nicht weiterhelfen. Ich sage zu ihr: "Da ich mich jetzt scheinbar verwählt habe, kann ich vielleicht bei ihnen ein anderes Anliegen loswerden. Können Sie bitte unserem Ministerpräsidenten Bodo Ramelo etwas ausrichten?" Unser Gespräch kommt ins Fließen und sie sagt: "Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, aber ich kann sie mit der Sekretärin von Bodo Ramelo verbinden."
Ich nehme ihr Angebot sehr gern an. Es gibt für mich keine Zufälle. Und so lasse ich mich mit der Sekretärin verbinden.
Eine freundliche Stimme erklingt am anderen Ende des Telefons. Ich sage ihr, dass ich mich verwählt habe und jetzt durch dieses Verwählen bei ihr gelandet bin.
Ich würde gern mein Anliegen an Bodo Ramelo vortragen, ob das wohl möglich wäre. Ich bin Tierärztin und beobachte, dass hier gerade wie bei einer Tierseuche im Land agiert wird. Ich beobachte weiterhin, wie die Menschen mit ihrem Mundschutz umgehen. Die Maske wird am Kinn getragen und dann in den Läden wieder über Nase und Mund gezogen. Es sind Einwegartikel und als solche sollten sie gehändelt werden. Benutzen, wegwerfen. Die Menschen nutzen sie jedoch mehrfach und sind sehr oft mit ihren Händen im Gesicht. Gern würde ich zehn zufällig ausgewählte Masken auf eine Blutaggarplatte legen und mikrobiologisch untersuchen, um zu sehen wieviele Keime da wachsen und ständig eingeatmet werden. Außerdem atmen die Menschen mehr Kohlendioxid ein, wodurch es zu einer niedrigeren Sauerstoffsättigung im Blut kommt. Möglicherweise wird die Bakterienflora der Mundhöhle beeinflusst und besonders anaerobe Bakterien, die zu Entzündungen führen, vermehren sich. Ich hoffe, dass unserem Ministerpräsidenten die Gesundheit der Menschen wirklich am Herzen liegt. Die Sekretärin bejaht es. Ich sage weiter: „Ich wünsche mir sehr, dass unser Freistaat Thüringen wieder ein freies Land wird, in welchem das Grundgesetz gilt. Ich bin davon überzeugt, dass in Thüringen mündige Bürger leben, die verantwortungsvoll handeln. Ich komme auch gern persönlich bei Bodo Ramelo vorbei. Ich habe mich zwar gerade verwählt, hoffe jedoch nicht, dass ich mich grundsätzlich in diesem Land verwählt habe. Bitte überdenken Sie Ihr Handeln als Regierung dieses Freistaates Thüringen noch einmal, im Sinne der Gesundheit und Freiheit zum Wohle der Menschen des Landes Thüringen."
Aus Liebe zu den Menschen dieses Landes und aus Liebe zur Freiheit.
Katrin
Am 10. Mai 2005 habe ich mich verleibt - verliebt in einen Weg - verliebt in den Feensteig im Nationalpark Hainich,
in Weberstedt, meiner Heimat.
Er ist ein weiser Weg mitten durch den Hainich, den heiligen Hain.
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin