07. 05. 2020 Verwählt
Eine göttliche Fügung
Klarer blauer Himmel, strahlende Morgensonne und Pusteblumen auf der Wiese.
Julia erzählte mir am Montag, dass das Pusten von Pusteblumen in der Schule jetzt verboten ist. Die Krise treibt besondere absurde Blüten. Auf dem Grünmarkt in der Stadt kam ich am Mittwoch mit einem Gewürzhändler ins Gespräch. Ich erzählte ihm davon. Seine Idee war: „Dann wedeln wir die Blumen wie früher in DDR Zeiten durch die Luft.“
Am Wegrand sind heute besonders viele Pusteblumen sichtbar. Ich folge dem Impuls und pflücke einen Löwenzahn ab und wedle ihn durch die Luft. Die Schirmchen des Löwenzahns schweben wie kleine Fallschirme durch die Luft. Es sieht viel schöner aus. Ohne das Puste-Verbot wäre ich nie auf die Wedelvariante gestoßen.
Am Nachmittag bin ich bei meinem Mann in der Praxis am Empfang. Ich wähle die Nummer der Berufsschule, um mich zu erkundigen, ab wann die Schule für seine Auszubildenden wieder beginnt. Statt in der Berufsschule lande ich bei der Landesbehörde des Freistaates Thüringen. Die Mitarbeiterin kann mir bezüglich meiner Frage nicht weiterhelfen. Ich sage zu ihr: "Da ich mich jetzt scheinbar verwählt habe, kann ich vielleicht bei ihnen ein anderes Anliegen loswerden. Können Sie bitte unserem Ministerpräsidenten Bodo Ramelo etwas ausrichten?" Unser Gespräch kommt ins Fließen und sie sagt: "Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, aber ich kann sie mit der Sekretärin von Bodo Ramelo verbinden."
Ich nehme ihr Angebot sehr gern an. Es gibt für mich keine Zufälle. Und so lasse ich mich mit der Sekretärin verbinden.
Eine freundliche Stimme erklingt am anderen Ende des Telefons. Ich sage ihr, dass ich mich verwählt habe und jetzt durch dieses Verwählen bei ihr gelandet bin.
Ich würde gern mein Anliegen an Bodo Ramelo vortragen, ob das wohl möglich wäre. Ich bin Tierärztin und beobachte, dass hier gerade wie bei einer Tierseuche im Land agiert wird. Ich beobachte weiterhin, wie die Menschen mit ihrem Mundschutz umgehen. Die Maske wird am Kinn getragen und dann in den Läden wieder über Nase und Mund gezogen. Es sind Einwegartikel und als solche sollten sie gehändelt werden. Benutzen, wegwerfen. Die Menschen nutzen sie jedoch mehrfach und sind sehr oft mit ihren Händen im Gesicht. Gern würde ich zehn zufällig ausgewählte Masken auf eine Blutaggarplatte legen und mikrobiologisch untersuchen, um zu sehen wieviele Keime da wachsen und ständig eingeatmet werden. Außerdem atmen die Menschen mehr Kohlendioxid ein, wodurch es zu einer niedrigeren Sauerstoffsättigung im Blut kommt. Möglicherweise wird die Bakterienflora der Mundhöhle beeinflusst und besonders anaerobe Bakterien, die zu Entzündungen führen, vermehren sich. Ich hoffe, dass unserem Ministerpräsidenten die Gesundheit der Menschen wirklich am Herzen liegt. Die Sekretärin bejaht es. Ich sage weiter: „Ich wünsche mir sehr, dass unser Freistaat Thüringen wieder ein freies Land wird, in welchem das Grundgesetz gilt. Ich bin davon überzeugt, dass in Thüringen mündige Bürger leben, die verantwortungsvoll handeln. Ich komme auch gern persönlich bei Bodo Ramelo vorbei. Ich habe mich zwar gerade verwählt, hoffe jedoch nicht, dass ich mich grundsätzlich in diesem Land verwählt habe. Bitte überdenken Sie Ihr Handeln als Regierung dieses Freistaates Thüringen noch einmal, im Sinne der Gesundheit und Freiheit zum Wohle der Menschen des Landes Thüringen."
Aus Liebe zu den Menschen dieses Landes und aus Liebe zur Freiheit.
Katrin