09. 10. 2019 Lauschen
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 14 Okt., 2019
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Das gelbe Licht - sonnig und königlich
Heute bin ich in Gedanken auf dem herbstlich goldenen Feensteig. Physisch erreichen wir Helsinki, Finnlands Hauptstadt. Heute nehme ich die Verbindung über die Farbe Gelb auf und bin gespannt, was mir begegnen wird.
Ich entscheide ich intuitiv für den Reisebus 05, der eine gelbe Krone als Zeichen hat. Unsere Reiseleiterin heißt Pirkko und ist eine herzliche Seele mit sonnigem Gemüt.
Auf unserer Fahrt nach Porvoo, der zweitältesten Stadt Finnlands, fahren wir am Hafen entlang. Die Eisbrecher, die hier liegen sind gelb mit schwarz. Auf der Fahrt säumen gelb leuchtenden Birken unseren Weg. Porvoo begrüßt uns mit hellem Sonnenschein und blauem Himmel und .... sehr vielen gelben Häusern. Ich frage Pirkko wieso diese Farbe so präsent ist. Das Gelb ist eigentlich die Farbe der Chinesischen Kaiser. Dann wurde das Schloss Drottningholm in Schweden gelb angestrichen und so war Gelb eine Modefarbe geworden, die für königlich steht.
In Helsinki schauen wir uns die Skulptur von Sibelius an. Pirkko fragt uns, was sie darstellen soll? Es soll Birkenstämme symbolisieren, über 500 Stück sind es. Die Birke ist der Nationalbaum Finnlands und steht für Frieden. Eine Miniatur dieser Skulptur befindet sich im Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York City. Zu Mittsommer werden die Saunen, von denen es über 3 Millionen in Finnland gibt, mit Birken geheizt. Es gibt noch mehr Bräuche mit diesem Baum, der Birke.
Wir besuchen die Innenstadt Helsinkis. Vor dem „Dom“ steht das einzige Standbild eines Zaren. Alexander II. ist hier verewigt. Finnland gehörte von 1809 bis 1917 zu Russland. Alexander II. war der einzige Zar, der es mit den Finnen gut meinte. Sie durften weiter finnisch sprechen und hatten ihre eigene Währung. Pirkko sagt, Alexander der II. war unser einziger Zar und ihre Augen leuchten. Er war für die Finnen ein guter Mensch.
Die Finnen haben eine gute Verbindung zu uns Deutschen. So komponierte Frederic Pacius, ein Deutscher, die finnische Nationalhymne. 1917 wurde Finnland von Russland unabhängig. Die Finnen wollten einen deutschen Prinzen zum König krönen. Doch dieser war der Meinung, dass finnische Volk soll entscheiden, ob sie eine konstitutionelle Monarchie oder eine Republik wollen. Die Finnen stimmten in einem Referendum für die Republik.
Der heutige Tag ist auch dem Lauschen gewidmet. So höre ich genau hin. Pirkko erwähnt etwas sehr Interessantes. Die Finnen reden sehr wenig. Die Männer noch weniger als die Frauen. Und sie sagt, „Ich kann zweisprachig schweigen – finnisch und schwedisch.“
Beim Blick auf die große Bronzestatue eines Elches erzählt sie uns, wie leise diese großen Tiere sind. Sie können lautlos laufen und schwimmen.
Heute Abend in der Sauna begegnet mir die Stille erneut. Edgar macht einen Aufguss und nennt ihn „Titanic“. Als Duft hat er einen Waldspaziergang mitgebracht, ein Potpourri aus Lavendel, Zeder, Fichte und Menthol. Er lädt uns ein, diesen Waldspaziergang in Stille zu genießen.
So ist dieser Tag rund und bunt, vor allem gelb. Der bunte Regenbogen ist mir in Porvoo begegnet, in Form einer kleinen Spielzeugwindmühle. Bis auf das helle Blau war er vollständig. Die sechsfarbige Windmühle vor dem hellblauen Himmel hat alle sieben Regenbogen-Farben vereint.
Katrin
Am 10. Mai 2005 habe ich mich verleibt - verliebt in einen Weg - verliebt in den Feensteig im Nationalpark Hainich,
in Weberstedt, meiner Heimat.
Er ist ein weiser Weg mitten durch den Hainich, den heiligen Hain.
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin