09. 08. 2020 Von Herzen
Wald-Gespür
Ich bin heute vom Feensteig zur Wald-Promenade unterwegs.
Im Wald-Himmel liegt eine Familie auf den neuen Holzliegen, ganz entspannt und blickt in das Blättermeer. Der Sohn ist mittlerweile etwas ungeduldig. Die Mama sagt, dass es erst weitergeht, wenn sie alle eine Minute lang einen Baum umarmt haben.
"Du wirst die Weisheit hören", sage ich zu dem Jungen. "Nein, er ist nur hohl", erwidert er.
Das gibt mir den Impuls ebenfalls ganz bewusst einen Baum zu umarmen und zu lauschen.
Ein paar Meter weiter leuchtet ein Ahorn auf dem Weg und lädt mich ein. Sein Stamm ist verletzlich und nackt. Ein Teil der Rinde ist abgefallen und gibt das pure Holz frei. Ich umarme ihn sanft und lege mein Ohr an den Stamm, lausche still. Ich höre es pochen - das Herz.
Entweder ist es das Rauschen meines Blutes im Ohr oder mein eigenes Herzklopfen, welches durch den Stamm weitergeleitet wird oder es ist das ewige Weltenherz. Es ist sehr berührend für mich so verbunden zu fühlen.
Ein wenig später fällt mein Blick auf die Tafel, die in der Nähe des Ahorns steht: Wald-Gespür. Ja, genauso spüre ich den Wald – lebendig, klopfend, herzlich.
Katrin