12. 11. 2020 Erkennen
Wem diene ich?
Gestern war es erst still, dann lachend und der Weg lebte von der Synchronizität des Schöpfergeistes.
Heute eine ganz andere Stimmung:
Von Weitem höre ich Motorengeräusch. Eine Motorsäge kreischt durch die
natürliche Stille. Das Geräusch kommt aus Richtung Feensteig.
Ich folge dem Ton und gehe in Uhrzeigerrichtung den Weg entlang. Von der kleinen Holzbrücke bis zum Spiegel ist der Weg breitgesenst worden. Ich sehe eine Kettenraupe, in der ein Mann sitzt und den Weg walzt. Gleich beim Spiegel steht ein anderer Mann und schneidet Büsche ab. Es ist ganz laut.
„Wo rohe Kräfte sinnlos walten“, geht es durch meinen Kopf oder steckt ein Sinn dahinter?
Ich spreche den Ranger an und sage, dass es meiner Seele richtig weh tut, wenn er hier so rabiat den Weg bearbeitet. Er hört zu und sagt, dass der Weg für Rollstuhlfahrer breiter sein soll, damit auch diese Menschen den Feensteig befahren können.
„Ja“, sage ich, „Aber doch bitte keine Autobahn. So breite Rollstühle gibt es nicht.“ Er lacht und ich glaube, dass ich etwas in ihm bewirkt habe. Ich bitte den Mann ganz achtsam zu sein, damit die Feen nicht verstört werden.
Jetzt gehe ich weiter in Richtung Wünschen . Ich lausche. Das Geräusch ist weg. So einfach geht das? Wünschen? So ist Schöpfung?
Im Vertrauen
ist es noch immer
still. Dann führt mich mein Weg zum Dienen
.
Ich fotografiere ein Blatt, dass fast wie der kleine Zeiger einer Uhr auf kurz
vor Zwölf zeigt. Ist es kurz vor Zwölf in dieser Welt. Während ich das Foto
mache, weitet sich mein Blick und ich bin sehr überrascht.
Was ist das? Was hängt den da?
Mitten im Apfelbaum hängt ein Knochen. Es sieht aus wie der Ober- und Unterschenkel eines Tieres. Wer hat denn den aufgehängt? Ein Mensch? Oder waren es die Raben, die hier gefressen und diese Knochen dann fallen gelassen haben? Jedenfalls finde ich es sehr skurril am Apfelbaum der Frau Holle tote Tierteile zu sehen.
Vielleicht ist das Ganze ein Abbild unserer Welt.
Wem dienen wir? Das sollte sich jeder fragen. Wem diene ich?
Dem Leben oder dem Tod?
Der Schöpfung oder dem Mammon?
Bin ich Goldmarie und genieße den Weg, diene mit meinen Talenten und Gaben?
Oder bin ich Pechmarie und nur auf den Profit aus?
Ich selbst diene der Schöpfung indem ich die Schönheit sehe und mehre und durch meine Bilder und Texte lebendig und strahlend werden lasse.
Der Schöpfergeist schenkt mir auch heute den Blick für die kleinen Wunder auf dem Weg.
In der Öffnung begegnen mir zwei Menschen. Da der Baumkronenpfad geschlossen ist, haben sie den Feensteig entdeckt und die Schönheit der kleinen Dinge gesehen. Es ist wunderbar die Zeit, die Begegnung und die Freude miteinander zu teilen und zu mehren. Die Beiden laufen weiter über den Jungbrunnen in Richtung Baumkronenpfad und genießen den Feensteig und die Waldpromende.
Die lauten Männer mit ihren Werkzeugen sind wirklich wieder abgezogen. Sie haben die Hecke an der Öffnung weggeschnitten. Jetzt ist das Tor zum Wald weiter geöffnet, die Zeit des Erwachens da und die Menschen werden durch die Öffnung im Herzen sich selbst erkennen.
„Das ist das Wichtigste“, sagt die Frau zum Abschied. „Im Spiegel erkennen wir uns selbst, unser Selbst und das, was wirklich zählt im Leben.“
So ist es. Die Zeit des Tausendjährigen Schlafes ist vorbei: Das Tor für die
neue goldene Zeit steht weit offen. Seien wir achtsam, dass uns nicht wie bei
Dornröschen jemand mit einer Nadel sticht und wir für immer in den Schlaf des
Vergessens fallen.
Gott schütze uns und seine lichtvolle Schöpfung.
Katrin