23. 09. 2019 Tag- und Nachtgleiche
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 24 Sept., 2019
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Herbstanfang
Heute ist kalendarischer Herbstbeginn. Das Wetter lässt den Herbst heute schon erahnen. Ich gehe am Vormittag auf den Feensteig. Um 09:50 Uhr ist 2019 der genaue Herbstbeginn datiert. Ich bin gespannt, wo genau ich zu dieser Zeit sein werde.
Ein Telefonat hält mich auf dem Parkplatz auf. Es gibt noch etwas Wichtiges zu klären. So warte ich auf dem Parkplatz so lange, bis ich das Gespräch beenden kann. Ich möchte heute sehr präsent auf dem Weg sein. Jetzt nehme ich mein Handy in die Hand und schaue auf die Uhr: 09:49 Uhr steht da. Das heißt, ich setze genau um 09:50 Uhr den Fuß auf den Weg. Ich verlasse sozusagen den Sommer und begebe mich vollständig in die herbstliche Energie des Weges.
An der Tafel mit den 14 Stationen halte ich inne. Die 14 Stationen sind farbig markiert. „Aufbruch“ ist rot mit einem Halbkreis und zwei rechten Winkeln. Es ist, als ob wir die alltägliche Wirklichkeit, den roten Bereich unseres Lebens, hinter uns lassen. Durch die Form der Markierung lassen wir in gewisser Weise auch eine Grenze hinter uns. Aufbruch aus dem roten Gebiet in das Grüne des Waldes. Die Station „Loslassen“ ist weiß und als Kreis gekennzeichnet. Die weiteren 12 Stationen liegen im eigentlichen Kreis, der wie ein Feng Shui Zeichen aussieht. Je zwei der Stationen korrespondieren farblich miteinander.
Öffnung - Jungbrunnen
Verborgener Schatz - Zauberspiegel
Lauschen - Wünschen
Furchtlosigkeit - Vertrauen
Wurzeln - Dienen
Imagination - Naturkräfte
Vielleicht tauchen wir in unseren eigenen Jungbrunnen ein, wenn wir uns wieder öffnen und sehen unseren Wesenskern, den verborgenen Schatz, im Zauberspiegel. Das Lauschen nach Innen bringt uns unseren wahren Wünschen näher, unseren Herzenswünschen. Durch Furchtlosigkeit kommen wir ins Vertrauen. Unsere Wurzeln zeigen uns, was uns an Gaben in die Wiege des Lebens gelegt wurde. Diese Talente und Fähigkeiten zu entfalten, dem Leben dadurch sinnvoll zu dienen, dazu sind wir hier in dieser Welt.
Dann entdecken wir, dass alles nur eine Frage der Vorstellungskraft ist, dass wir durch unsere Imagination unsere eigene Realität erschaffen. Durch die Kraft unserer Gedanken und die Ausrichtung unseres Herzens auf die Liebe und das göttliche Licht in uns, heilen wir unser Ego und damit uns selbst.
Ich habe heute sieben neue Bücher in meinem Rucksack. An der alten Eiche lege ich sie ab und fotografiere sie. Es sind jetzt die ersten Bücher "Feensteig im Hier & Jetzt", die in die herbstliche Energie des Feensteiges eintauchen.
Auf meinem Rückweg, an der Station Loslassen, begegnet mir eine Blindschleiche. Die Blindschleiche ist nicht weggeschlichen, egal was ich gemacht habe, sie lag da, wie tot. Das war ganz komisch. Ich habe sie dann vom Weg entfernt. Trotzdem hatte ich kein gutes Gefühl. Sie erinnert mich an eine Schlange.
Die Schlange hat dazu geführt, dass Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen haben und dadurch in Gut und Böse unterscheiden konnten. Das Bewerten und Beurteilen ist hierdurch in die Welt gekommen. Letztendlich hat die Schlange dazu geführt, dass wir uns getrennt fühlen. Können wir nur Glück empfinden, wenn wir in die ganze Bandbreite der Emotionen eintauchen und auch Trauer, Schmerz, Angst fühlen oder gibt es das paradiesische Glück? Ohne Schlange wären wir im Paradies, in der Einheit.
Diese Gedanken schreibe ich an Britt und bekomme folgendes Feedback:.
"Liebe
Katrin,
zu der Blindschleiche, die dir am Ende des Sommers begegnet ist und die wie du
mir beschrieben hast, "zuerst wie tot da lag", ist mir noch Folgendes
eingefallen:
Im Buddenbrookhaus in Lübeck hatte ich vor ein paar Wochen die Ausstellung
"Ins Blaue - Natur in der Literatur" besucht und las dort einen Text
von Benjamin Bühler zu einer gefundenen Schlangenhaut:
"....Die lebenslang wachsende Schlange streift periodisch ihre alte Haut
ab, womit sie sich auch noch von Parasiten befreit. Sie ist aber genauso eine
Metapher - für die Verjüngung des Körpers, für Tod und Auferstehung, und ebenso
eine Metonymie, verweist sie doch als Spur auf das Tier, das sie nicht mehr
umhüllt. ...."
Mir hat das sehr gefallen, weil es mir noch einmal bewusst gemacht hat, wie
wichtig es ist loszulassen. Lebensabschnitte hinter sich zu lassen, um frisch
gehäutet, von alten (parasitären) Denkmustern befreit, weitergehen zu können.
Vielleicht hat sich dir die Blindschleiche ein zweites Mal gezeigt, um dich auf
deine wunderbare "Häutung" aufmerksam zu machen. Sie ist zwar keine
Schlange, aber die Häutung vollzieht sie in ihrem Leben einige Male.
Liebe Grüße Britt"
Im Internet finde ich ein Video. Sonst lese ich nur die Texte von Margret. Heute höre ich mir ihre Botschaft jedoch an. Interessanterweise beschreibt sie die Metapher mit der Schlange darin. Und ich bekomme dadurch eine andre Sicht. Die Schlange hat uns vom Baum der Erkenntnis kosten lassen – jetzt urteilen wir in Gut und Böse, in wahr und falsch. Jede Emotion bekommt ein Etikett – und schon sehe ich die Blindschleiche und denke: “oh, falsche Schlange, was bedeutet das?“ Und ich bin drin – im Bewerten – ich kann jedoch auch nur Wahrnehmen was ich fühle - ohne Bewertung.
Und da spüre ich jetzt mal hinein. Was habe ich gefühlt als ich die „Schlange“ gesehen habe?
NICHTs – weil sie wie tot war. Statt einfach nur wahrzunehmen, hat mein Verstand bewertet und es als ... Ohmen gesehen. Dabei war es einfach eine Blindschleiche auf dem Weg.
Die Schmetterlinge gestern, das war Lebendigkeit – heute, das war keine Lebendigkeit, das war Starre.
Wird es mir gelingen, nur zu fühlen, ohne den alten Konditionierungen zu folgen, was richtig und falsch ist? Kann ich das, was sich für mich leicht, lebendig, schön anfühlt – HÖHER - TIEFER – WEITER machen?
Ernte heißt auch Fülle. Vielleicht auch so geschrieben: Fühle!
Und vielleicht ist auch der Herbst des Lebens dazu da, nur zu spüren, von Augenblick zu Augenblick zu fühlen, was sich durch uns ausdrückt. Vielleicht gehe ich jetzt im Herbsttagebuch ins Fühlen, in das, was Achtsamkeit heißt: Wahrnehmen ohne zu bewerten. Nur fühlen, nur präsent sein.
Als ich diese Gedanken an Britt schreibe, sitze ich zu Hause in der Saune, weil mir kalt war.
Jetzt fühle ich mich heiß und wach. So, als ob alles schmilzt und heraustropft, was an Eis in mir war.
Eine
Nachricht von Britt erreicht mich am Abend:
„Das Herbstbuch wird auf alle Fälle deine Ernte sein. All das, was du im Winter
und im Frühling gesät hast, all deine Gedanken, Gefühle, Impulse werden Früchte
tragen.
GehDanken werden zu einem großen „Danke“!
Gefühle ... geh fühlen!
Geh in den Wald und fühle ...
Ja, du hast recht, das Herbstbuch wird wohl ein Fühlbuch werden.“
So wird das Herbsttagebuch für mich ein Buch werden, indem ich jeden Tag wirklich fühle und mich täglich für mindestens 15 Minuten in die Meditation begebe, um höher, tiefer, weiter einzutauchen und über die Grenzen hinaus zu sehen, zu hören, zu fühlen.
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.