26. 11. 2019 Zwischen den Welten
Grenzgängerin
Ich bewege mich heute etwas neben dem Feensteig. Ich laufe einen alten Weg entlang. Er ist mit roten Punkten markiert. Einige Punkte sind lustig anzuschauen. Sie haben Gesichter. Ich entdecke zwei weitere alte Grenzsteine. Auch hier sind die Symbole nicht mehr sichtbar. Sie scheinen sehr alt zu sein. Was könnten sie uns erzählen?
Auf meinem Rückweg kommen ein paar Gedanken in mir hoch. Ich bewege mich gerade außerhalb der Spur, außerhalb des Weges und überschreite Grenzen. In früheren Zeiten wurden die weisen Frauen Hagazussa, Zaunreiterin, genannt. Sie suchten in den Hecken nach Heilkräutern und waren viel im Wald unterwegs. Sie konnten die Anderswelt bereisen und mit den Ahnen und Naturwesen Kontakt aufnehmen. Indem sie sich in Trance begaben, reisten sie in die anderen Sphären.
Bin ich auch eine Grenzgängerin? Heute komme ich mir so vor. Ich schleiche durch das Gestrüpp, um verborgene Schätze zu entdecken. Ich sehe kleine Pilze und entdecke jeden Tag Kostbarkeiten in der Natur. Die Tiere und Pflanzen schenken mir Impulse, berühren meine Seele.
Ich bin sehr achtsam, sehr präsent, sehr wach in diesem Wald, auf diesem Weg. Viele Begegnungen nehme ich hier bewusst wahr.
Wenn ich in mich hineinspüre, dann bemerke ich, dass die meisten Menschen in einer Alltagstrance leben. Sie verbringen ihre Zeit mit Sorgen um ihre Zukunft oder wärmen alte Geschichten auf, was ihnen passiert ist und bleiben oft in den negativen Erlebnissen gefangen. Oft sind sie so in Gedanken, dass sich nicht mehr wissen, wie sie von A nach B gekommen sind. Diese Menschen leben in einer alltäglichen Trance und manchmal in einer Schleife der Erinnerung. Auch mir begegnen diese Situationen noch ab und zu.
Es gibt diese zwei verschiedenen Welten, die eine Welt, die ich durch wache Präsenz bewusst erlebe und die andere Welt, in der ich wie in einer Dauerschleife gefangen bin und in der die Zeit rast, weil ich mir keine Zeit für die wichtigen Dinge im Leben nehme, ohne bewusstes Sein bin.
Ich hoffe, dass die Grenzgängerinnen, die weisen Frauen, sich wieder an ihre Kraft und Stärke erinnern, damit diese "Scheinwelt" in der wir Leben platzt und wir uns an das wahre Leben, die Liebe und der Himmel auf Erden erinnern und diese Welt manifestieren. Mögen sich auch die kraftvollen weisen Männer wieder daran erinnern, wer sie sind.
Katrin