26. 10. 2019 Der Schalter
- von Katrin Wenk-Olschowsky
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- 29 Okt., 2019
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Die Amor fati Taste
Goldener Oktober und ein goldener Augenblick des Lebens.
Heute Morgen laufe ich bei herrlichstem Sonnenschein in Richtung Feensteig. Ein Freund hat heute Geburtstag. Ich bin sehr gespannt, ob mir heute etwas begegnet. Im vergangenen Jahr waren am 26. Oktober ein Weinglas, eine Schere und eine Zuckerstange in der Schatzkiste an der alten Eiche. Diese Gaben des Feensteiges habe ich damals als Glückwunsch formuliert:
"Schau, was in der Schatztruhe heute liegt: ein Glas zum Anstoßen auf etwas Neues, auf Gesundheit, Glück und Lebensfreude - Zucker, damit er dir ein süßes Leben schenkt - eine Schere, um alles destruktive endgültig abzuschneiden. Wie passend. Möge dich die göttliche Quelle mit Liebe und Frieden segnen, das wünsche ich dir von Herzen."
Daran erinnere ich mich, als ich an der Schatztruhe entlanglaufe. Ich öffne sie jetzt und bin gespannt, was ich sehe: "Nichts, sie ist leer. Der wahre Schatz ist heute woanders verborgen."
Ich trete jetzt ein in diesen wilden Wald - langsam - achtsam und schaue, welches Geschenk ich finde, welchen Lichtblick.
Der Feensteig ist mit herbstlichen bunten Blättern und bizarren Pilzen übersät. Es ist traumhaft schön. Vögel zwitschern, es riecht nach frischer Waldluft, erdig. Die Sonne wärmt und durchstrahlt mich.
Am Jungbrunnen halte ich inne und laufe dann ein paar Schritte in Richtung Hanftal. Der grüne umgefallene Baumstamm lädt mich ein, mich darauf zu setzen. Ich sitze nur ganz still in der Sonne und lasse mich fallen, tauche ein in diesen Wald.
In diesem Moment erinnere ich mich an das Buch "Aleph" von Paulo Coelhoe.
Mir kommen folgende Gedanken und ich schreibe an zwei gute Freunde.
Die Schatztruhe ist heute leer. Im Inneren ist ein Geschenk verborgen. Ich erinnere mich an eine Textstelle aus dem Buch "Aleph". Darin geht es um Seelenbegegnungen, Vergeben und Verzeihen. Das was ich fühle, ist, das wir solche Seelenbegegnungen immer wieder haben, die durch Raum und Zeit und alle vergangenen Leben bis zum Ursprung allen Seins reichen. Vielleicht haben wir uns schon viele Leben lang immer wieder getroffen, uns geliebt, verletzt, verloren. Das, was mir bewusst wird, ist, was auch immer war, in diesem oder einem anderen Leben, ich vergebe - ALLES, absolut alles. Und ich bitte: vergebt auch mir alles, wo ich verletzend war. So ist mein Geschenk heute, radikal bis zum Ursprung Hier & Jetzt zu vergeben. Es sind nicht nur diese Worte, es ist dieses tiefe Gefühl. Ich vertraue dem Leben. Ein Specht hämmert im Morsetakt als ob er meine Gedanken in den Äther der Natur schreibt. Es ist ein wirklich gesegneter goldener Moment hier und jetzt zu sein."
Die Antwort folgt als ich auf dem Rückweg bin. Mein Handy pingt. Ich lese, auch mir wird vergeben.
In diesem Augenblick spüre ich, wie etwas in mir frei wird. Es ist, als ob ein Grauschleier, der auf meiner Seele lag verschwindet. Da habe ich mir selbst ein sehr wertvolles Geschenk gemacht. Ich fühle mich jetzt wirklich frei. Als ich diesem Gefühl nachspüre, segelt ein weißer Schmetterling an mir vorbei und erdet sich auf einem Ebereschenblatt.
An Britt schreibe ich später:
Liebe Britt, ich habe den Knopf, den Schalter gefunden. Die AMOR FATI - Taste heißt: VERGEBEN.
Katrin
Hilflos -Viele Menschen fühlen sich im Moment hilflos.
Was hilft mir?
Ein Weg für mich ist es, mich im Herzen mit der göttlichen Quelle, der Liebe zu verbinden, zu fühlen, zu vertrauen ….
In dem Moment, in dem ich mich an das Gefühl erinnere als ich mit dieser Quelle im Kontakt war, es wieder fühle und ausdehne, ist immer alles gut.
Die Liebe ist die Quelle. Würde es uns gelingen dauerhaft in dieser Quelle zu baden, das Leben wäre ein wahres Paradies.
Wenn ich mit der Quelle in Verbindung bin, dann ist alles leicht.
Dann
bin ich Eins mit Allem.
Katrin
Das Leben ist ein Wunder. Täglich öffnet sich etwas Neues.
Im Dialog:
„ Wieviele Räume des Seins gibt es? Wollen wir neue Räume des Seins erschließen oder nur in bekannten sein? Wo ist der Schlüssel?“
„Vielleicht findet ja der Schlüssel in das Schloss.“
„Vielleicht gibt es gar kein Schloss und die Tür ist offen.
Oder der Schlüssel findet in das Schloss und öffnet es.
Wer oder was ist der Schlüssel?
Wer oder was das Schloss?
Es gibt soviel mehr zu entdecken, zu erfüllen, zu erleben – da möchte ich gern tiefer forschen. Erfühlen meinte ich, allerdings ist auch erfüllen sinnvoll.“
„Ja, es gibt keinen Schlüssel und kein Schloss, alles ist offen, lädt uns zur Entdeckungsreise ein.“
Ich genieße die neuen Räume, die in meiner Welt entstehen, die Stille, die feine Atmosphäre in meiner Welt.
Einer der schönsten Schlüsselmomente war im Wald, als der kleine Vogel vor mir saß und aus Herzenslust gezwitschert hat. Das war so berührend. Ich wollte dieses Glück einfangen, mit einem Foto ablichten. Es ging nicht. Der Vogel flog davon. Wäre ich still geblieben, ganz im Gewahrsein und im Moment, dann wäre dieser Augenblick in einem größeren Zeitfenster manifestiert gewesen.
Katrin
Enge und Weite
Auf meinem Weg zum Feensteig fällt mir die Eberesche in den Blick. Sie trägt grüne Blätter, einige ganz eng und andere weit aufgefächert.
So fühle ich mich manchmal selbst und sehe es auch bei anderen Menschen. Mal ist das Herz zu und eng und dann wieder offen und ganz weit.
Es ist ein und derselbe Baum, an dem mir Enge und Weite begegnen. Das Weite fühlt sich für mich lebendiger und freier an.
Wie oft ist es in unserem Leben eng, wie oft wird es eng an Zeit. Was macht die Enge mit uns? Geben wir uns Raum und Zeit uns zu entfalten, so wie dieses Blatt?
Mögen unsere Herzen wie die sich öffnenden Blätter der Eberesche sein, weit, offen und einladend. Mögen wir unser ganzes Potenzial entfalten.
Katrin
Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wir können es nicht jagen. Wenn wir uns ganz im Herzen, in der Ruhe niederlassen, fällt es in unseren Schoß.
Mit diesem Gedanken verweile ich auf dem Feensteig. Dieser Weg fühlt sich für mich an wie Gleis 9 3/4, eine Welt zwischen den Welten.
Ich bin hier mit viel Weite, Licht, Liebe und einem offenen Herzen für die Wahrheit und Liebe.
Ich sitze auf der Bank am verborgenen Schatz . Es vögelt um mich herum in den schönsten Tönen, ganz liebevoll. Ein kleiner Vogel sitzt auf dem Stamm der umgefallenen Eiche im Sonnenlicht. Er reckt seinen Schnabel in die Luft und trällert nur für mich, aus tiefstem Herzen, in den schönsten Tönen. Das ist sehr berührend.
Dieser Ton und die Melodie gehen tief in mein Herz, erfüllen mein Sein und ich spüre die Kostbarkeit des Augenblicks, ein Geschenk des Himmels. Ich fühle mich im Einklang mit der Schöpfung.
Dieses Glück, das mir in meinem Innehalten in meinen Schoß fällt, kann ich nur im Herzen bewahren. Es ist flüchtig. In dem Moment als ich es in meiner Kamera festhalten, fliegt der Vogel davon. Das Erlebte jedoch schwingt intensiv in meinem Herzen nach.
Dieser Augenblick mit dem kleinen Vogel ist pures Glück, kostbar, ein Geschenk.
Ich gehe die Runde über den Feensteig und kehre noch einmal zur Bank zurück.
Ich schreibe an einen Freund.
„Ich muss nichts tun, um glücklich zu sein. Ich brauche nichts anderes als ein offenes, liebendes Herz. Es wirkt wie ein Magnet und zieht alles in mein Leben was in meiner Energie schwingt. So wird mein Herz jetzt das liebende Kraftfeld erzeugen, was heilsam für mich und Andere ist. Eine neue Zeit bricht an, eine neue Welt. Für mich und jeden, der in Liebe schwingt.“
Katrin
Sie läßt mich leben und atmen und lieben.