27. 10. 2019 Aleph
Ich tauche ein
An diesem Sonntag wird die Zeit umgestellt. Es ist wieder früher hell und wird allerdings auch früher dunkel. Am späten Nachmittag gehe ich mit meinem Mann in den Wald. Der Regen hat aufgehört. Der Wald ist frisch belebt. Die Blätter der kleinen Bäume sind noch immer grün. Die großen Bäume haben ihre Blätter schon abgeworfen. Die Baumkinder stehen noch im grünen Sommerkleid da. An der Station Wurzeln sind ganz viele verschiedenfarbige und verschiedenartige Pilze um einen einzigen Baumstamm gewachsen. Ganz märchenhaft.
Ein besonderes Licht durchwirkt diese Welt. Am Jungbunnen halten
wir inne. Eine kleine Haselmaus kommt aus ihrem Loch heraus und schnuppert die
frische Waldluft ein. Wir bleiben stehen und beobachten sie. Sie bleibt
neugierig sitzen. Dann fasst sie Vertrauen zu uns und fängt an, an einer
kleinen Nuss zu knabbern. Das ist wunderschön, ganz vertraut. Am Zauberspiegel öffne ich heute
die Türen und bin erstaunt. Da kleben zwei Pappelblätter in Brusthöhe und drei
Ahornblätter etwas tiefer auf dem Spiegelbild. Es sieht aus wie ein natürliches lächelndes Gesicht mit einer goldenen Krone.
Wir sind ganz lebendig durch die kühle frische und reine Waldluft. Unsere Seele ist erquickt. Am Abend tauche ich in eine andere Welt ein, ich beginne mit "Aleph" und bin gespannt, was ich in dieser Welt entdecke. Im Moment komme ich mir vor, als ob mein Leben wie ein Live-Mitschnitt aus den Büchern von Coelhoe verläuft: Brida, Aleph ...
Am Abend schreibt mir Britt ihre Gedanken zu Amor fati.:
„Liebe Katrin, hier einige Gedankensplitter zu "amor fati". Ich versuche zu lernen, die kräftezehrenden, traurigen, anstrengenden Momente im Leben anzunehmen und damit jeden Augenblick im Leben lebenswert zu machen. So, als würde ich, sollte sich dieser Tag bis in alle Ewigkeit wiederholen, nicht in Traurigkeit und Schwerkraft gefangen sein würde, sondern ich wüsste, dass mich der Tag, das Schicksal, auch mit einem wunderbaren Augenblick belohnen wird. Ähnlich wie Nietzsche dachte: "Erschaffe das Schicksal, das du selbst lieben kannst" möchte ich jetzt mein Leben so gestalten, dass ich niemals bedaure, etwas nicht getan, gefühlt oder gesagt zu haben, was mir jetzt noch möglich ist, aber irgendwann vielleicht nicht mehr möglich sein wird. Wir lieben das Leben, weil es nicht von Dauer ist, seine Vergänglichkeit macht es so wertvoll. Also ergreife ich jetzt die Möglichkeit, mein Leben, "ein Schicksal, dass ich lieben kann", zu erschaffen.“
Danke liebe Britt, für deine weisen Lichtgedanken.
Katrin