26. 10. 2019 Der Schalter
Die Amor fati Taste
Goldener Oktober und ein goldener Augenblick des Lebens.
Heute Morgen laufe ich bei herrlichstem Sonnenschein in Richtung Feensteig. Ein Freund hat heute Geburtstag. Ich bin sehr gespannt, ob mir heute etwas begegnet. Im vergangenen Jahr waren am 26. Oktober ein Weinglas, eine Schere und eine Zuckerstange in der Schatzkiste an der alten Eiche. Diese Gaben des Feensteiges habe ich damals als Glückwunsch formuliert:
"Schau, was in der Schatztruhe heute liegt: ein Glas zum Anstoßen auf etwas Neues, auf Gesundheit, Glück und Lebensfreude - Zucker, damit er dir ein süßes Leben schenkt - eine Schere, um alles destruktive endgültig abzuschneiden. Wie passend. Möge dich die göttliche Quelle mit Liebe und Frieden segnen, das wünsche ich dir von Herzen."
Daran erinnere ich mich, als ich an der Schatztruhe entlanglaufe. Ich öffne sie jetzt und bin gespannt, was ich sehe: "Nichts, sie ist leer. Der wahre Schatz ist heute woanders verborgen."
Ich trete jetzt ein in diesen wilden Wald - langsam - achtsam und schaue, welches Geschenk ich finde, welchen Lichtblick.
Der Feensteig ist mit herbstlichen bunten Blättern und bizarren Pilzen übersät. Es ist traumhaft schön. Vögel zwitschern, es riecht nach frischer Waldluft, erdig. Die Sonne wärmt und durchstrahlt mich.
Am Jungbrunnen halte ich inne und laufe dann ein paar Schritte in Richtung Hanftal. Der grüne umgefallene Baumstamm lädt mich ein, mich darauf zu setzen. Ich sitze nur ganz still in der Sonne und lasse mich fallen, tauche ein in diesen Wald.
In diesem Moment erinnere ich mich an das Buch "Aleph" von Paulo Coelhoe.
Mir kommen folgende Gedanken und ich schreibe an zwei gute Freunde.
Die Schatztruhe ist heute leer. Im Inneren ist ein Geschenk verborgen. Ich erinnere mich an eine Textstelle aus dem Buch "Aleph". Darin geht es um Seelenbegegnungen, Vergeben und Verzeihen. Das was ich fühle, ist, das wir solche Seelenbegegnungen immer wieder haben, die durch Raum und Zeit und alle vergangenen Leben bis zum Ursprung allen Seins reichen. Vielleicht haben wir uns schon viele Leben lang immer wieder getroffen, uns geliebt, verletzt, verloren. Das, was mir bewusst wird, ist, was auch immer war, in diesem oder einem anderen Leben, ich vergebe - ALLES, absolut alles. Und ich bitte: vergebt auch mir alles, wo ich verletzend war. So ist mein Geschenk heute, radikal bis zum Ursprung Hier & Jetzt zu vergeben. Es sind nicht nur diese Worte, es ist dieses tiefe Gefühl. Ich vertraue dem Leben. Ein Specht hämmert im Morsetakt als ob er meine Gedanken in den Äther der Natur schreibt. Es ist ein wirklich gesegneter goldener Moment hier und jetzt zu sein."
Die Antwort folgt als ich auf dem Rückweg bin. Mein Handy pingt. Ich lese, auch mir wird vergeben.
In diesem Augenblick spüre ich, wie etwas in mir frei wird. Es ist, als ob ein Grauschleier, der auf meiner Seele lag verschwindet. Da habe ich mir selbst ein sehr wertvolles Geschenk gemacht. Ich fühle mich jetzt wirklich frei. Als ich diesem Gefühl nachspüre, segelt ein weißer Schmetterling an mir vorbei und erdet sich auf einem Ebereschenblatt.
An Britt schreibe ich später:
Liebe Britt, ich habe den Knopf, den Schalter gefunden. Die AMOR FATI - Taste heißt: VERGEBEN.
Katrin