10. 11. 2019 Braut und Bräutigam
Zwei Eichen im Hainich - eine zwischen-bäumliche Beziehung
Blauer Himmel, Sonnenschein - so begrüßt mich der heutige Sonntag. Es ist wunderschön. Der Wald leuchtet golden. Unser Weg führt uns über den Feensteig am Düsteröder Teich entlang zum Baumkronenpfad und von dort aus wieder zurück nach Weberstedt. Auf dem Weg zwischen Düsteröder Teich und Baumkronenpfad kommen wir an zwei Eichen vorbei. Sie heißen Braut und Bräutigam, werden auch Adam und Eva genannt. Sie stehen ganz gerade, aus einer Wurzel stammend und in den Himmel wachsend. Vor 21 Jahren, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, da haben sie sich noch eng mit ihren Kronen umschlungen. Daher stammt der Name Braut und Bräutigam. Es sind zwei etwa 150 Jahre alte Traubeneichen. Sie stehen eng beieinander bis der Tod sie scheidet. Bei einem der beiden Bäume ist die Krone schon abgeknickt. Ich glaube, es ist die Braut. Sie wird schon seit Jahren nicht mehr grün. Rank und schlank sind Braut und Bräutigam über all die Jahre geblieben. Seit über 100 Jahren ist dieses Brautpaar schon bekannt. Hermann Gutbier erwähnt diese Bäume 1894 in seiner Schrift „Der Hainich Ein Beitrag zur Heimatkunde,“ Am 29.12.1936 wurden Braut und Bräutigam in die Naturdenkmal-Liste eingetragen.
Auf meinem Rückweg biege ich noch einmal in den Wald in der Nähe der Station Lauschen ein. Ja!, genau hier stehen ebenfalls zwei mal zwei Eichen eng beieinander, rank und schlank mit ihren stattlichen Stämmen und ihren Kronen dem Himmel entgegenwachsen. Es sind zwei weitere Brautpaare, die im Hainich Hochzeit halten.
Es sind Bäume die für mich ein Zeichen der Einheit sind. Sie erzählen von der einen Quelle aus der sie stammen. Sie stehen fest bei- und zueinander, in guten wie in stürmischen Zeiten. So können wir hier gut reflektieren über Werden, Wachsen und Vergehen und über die gemeinsame Zeit, die uns auf der Erde geschenkt ist.
Katrin
Zwei neue Brautpaare am Feensteig