12. 07. 2019 Drei Schätze
Gefunden auf der Reise zu sich selbst
Heute Morgen bin ich kurz vor 09:00 Uhr in Richtung Feensteig gelaufen. Ich war mit einer jungen Frau verabredet, die auf dem Feensteig etwas für sich klären wollte.
In den letzten Monaten habe ich diesen Weg fast jeden Tag besucht, mal allein, mal mit meinem Mann und dann auch mit Menschen, die etwas für sich klären oder die wieder in ihre Kraft oder Ruhe kommen wollten. Es ist sehr spannend, was der Weg jedes Mal zeigt. Für mich ist er wie ein großes Natur-Orakel geworden.
Meine Wunderfrage: „Stell dir vor, ich bin eine Fee und erfülle dir einen Herzenswunsch. Welcher wäre das?" Diese Frage regt immer zum Nachdenken an. Zum Nachsinnen, was man wirklich aus dem Herzen will. Feen verstehen keine Verneinungen und so müssen die Wünsche klar und deutlich formuliert sein. Du musst das sagen, was du wirklich willst.
Dieser Frage sind wir am Morgen nachgegangen. Zunächst kam ein Igel über den Weg gelaufen. Er hatte sein stachliges Kleid zwar an, jedoch war sein weicher Kern mit den schwarzen Knopfaugen gut sichtbar. So ist es auch mit uns. Wir igeln uns ein, zeigen nicht unseren weichen Wesenskern. Auf andere Menschen wirken wir dann stachlig. Mit den Stacheln grenzen wir uns ab, dabei sind wir selbst so wundervoll weich und schön im Inneren.
Was willst du wirklich? Frage auch du dich, lieber Leser, dieses einmal. Was ist dein Herzenswunsch? Lebst du ihn oder hast du dich auch eingeigelt?
Die junge Frau konnte ihren Wunsch nach einiger Zeit klar formulieren. Jetzt war sie darauf ausgerichtet, auf dem Weg Antworten zu finden. Wir liefen los. Nach ein paar Metern, hörten wir eine Stimme: "Das Ziel ist auf der linken Seite." Die Stimme kam aus ihrem Rucksack. Es war als ob ihr noch eingeschaltetes Handy, ihr Navigationssystem, den Wunsch untermauern wollte. Wir lachten. Sie sagte: „Da bist du. Du bist das Ziel." "Schau mich an", habe ich gesagt und ihr meine leeren Hände gezeigt. "Ich fühle mich frei und leicht - vielleicht ist das auch dein Ziel?"
Wir gingen weiter und hielten an der Station Aufbruch an. Hier gab es etwas zu klären, was sie seit langem gefangen hielt. Symbolisch pflückte sie eine Blume. Es waren zwei Wegwarten, die dafür standen. Hier galt es etwas ans Licht zu holen. Etwas wollte angeschaut und gewürdigt werden. Das haben wir getan und dann an der Station Loslassen, war es Zeit, dass es gehen konnte. In Liebe und Dankbarkeit nahm sie Abschied von etwas, was schwer auf ihren Schultern lag. Sie betrat den Wald mit leeren Händen, frei und staunend wie ein Kind. Sie fühlt sich zurückversetzt in die Zeit der Sagen und Märchen und ein bisschen wie Robin Hood oder Lady Marian. Der Weg schenkte diesem Gefühl von Freiheit zwei wertvolle Symbole. Auf dem Waldweg zwischen den Kieselsteinen lag ein kleines, ca. zwei Zentimeter langes schwarzes Schwert aus Kunststoff. Es symbolisiert Kraft und Stärke. Am Jungbrunnen hatte ein Eichelhäher eine bläulich schimmernde Schwungfeder abgeworfen. Sie ist ein Zeichen für neuen Schwung, Leichtigkeit und Freiheit.
Mit Feder und Schwert gingen wir weiter. An der Station Balance, nutzte sie ihr neu gewonnenes inneres Gleichgewicht zum Balancieren über die Holzstämme. Das war ungewohnt und doch sehr schön für sie über die Stämme zu "schweben". Eine Frau kam mit ihren drei kleinen Kindern den Weg entlang. "Macht ihr das blind?" frage sie. „Nein“, war meine Antwort, „doch das ist eine sehr gute Idee! - Wollen wir?" Meine Freundin schloss die Augen und ich führte sie an der Hand. Das war ein großes Vertrauen, das sie mir schenkte und sie war sehr mutig. Es wackelte ein wenig. Doch sie meisterte den Parcours hervorragend. Geführt werden mit geschlossenen Augen, über holprige Wege, das ist eine gute Möglichkeit ins Vertrauen zu kommen. Wir alle dürfen wieder vertrauen lernen. Es gibt immer eine helfende Hand, die uns führt und von der wir uns führen lassen - in blindem Vertrauen.
Mit offenen Augen gingen wir zur Station Dienen. Dorthin folgten uns die drei Kinder mit ihrer Mama.
Ich hatte Haselnüsse im Gepäck. An der Station Dienen, nahm ich sie aus meinem Rucksack und schenkte sie den Vieren. „Ihr werdet sehen, wann ihr sie auf dem Weg braucht. Mit diesen Nüssen könnt ihr eure Herzenswünsche der Erde anvertrauen." Das waren meine Worte.
Meine Freundin und ich, wir gingen weiter. Wir hielten an der Station Vertrauen an und sie reflektierte das Erlebte. Zur Erinnerung schrieb sie einen kraftvollen Satz auf die Karte "Vertrauen". Dann ging es voller Vertrauen weiter durch den Kiefernwald-Irrgarten.
Die Station Wünschen erreichten wir in Leichtigkeit und voller Freude. „Was war das?" Da lag aus kleinen Stöckchen das Wort "Danke!" und ein lachendes Gesicht. Das hat uns Beide sehr berührt. Diese kleine Geste des Dankes. Es waren bestimmt die drei kleinen Kindlein vom Walde mit ihrer Mama, die für uns diese Botschaft hinterlassen haben.
Wir fühlten uns reich beschenkt. Meine Freundin, "Lady Marian" vertraute ihren Wunsch der Erde an.
Die letzte Station - Der Zauberspiegel" offenbarte ihr sein Geheimnis. Sie sah im Spiegelbild ihr königliches Antlitz – schön - strahlend – frei – voller Würde.
Es
war eine wundervolle Reise, ein Abenteuer zu sich selbst. Wegwarte, Schwert und
Feder liegen jetzt in ihrer Schatzkammer.
Katrin
Das Feedback von `Lady Marian` zum Erlebten vom 12. Juli liest sich wie folgt:
"Alles Erlebte sickert nach und nach in mich. Jetzt fühle ich mich sehr gut und vor allem irgendwie gelöst ... so, als hätte ich Ballast abgeworfen. Irgendwie FREI. Ich danke dir für diese Reise! Ganz liebe Grüße Lady Marian"